Wenn nun der Koran oder Ahadith oder sonst islamische Werke Worte des Friedens besitzen – dann soll man sie auch zitieren können. Nur: Wie ist es zu beurteilen, wenn man diese zitiert, aber eben nur halb oder vollkommen aus dem Kontext gerissen? http://www.jihadwatch.org/2014/10/scholars-reza-aslan-and-mia-bloom-unwittingly-endorse-killing-non-muslims-and-apostates-from-islam Was hofft man damit zu erreichen? Muslime selbst dürften den Kontext vielfach kennen, und damit auch erkennen, dass der Text aus dem Zusammenhang gerissen ist. Nur Nichtmuslime erkennen das nicht. Oder dürfen wir daraus schließen, dass diese Menschen, die nur schöne Zitate entnehmen, dass sie sich eine Art Privat-Koran, Privat-Ahadith usw. zusammengestellt haben? Kann man aus dem Koran oder den Ahadith eine schöne Zitatsammlung erstellen – die dann auch irgendeine Relevanz hat, außer, dass sie schöne Worte zusammenstellt?
Ich denke, dass damit noch keine neue Koran-Hermeneutik gewonnen ist. Denn es wird wohl keinen Muslim geben, der sich darauf einlassen kann, diese auch als Wort Allahs oder ähnlich anzusehen.
Dass im Koran und Ahadith auch angenehme Worte zu finden sind, dass weiß jeder – werden diese Worte doch auch häufig zitiert. Bringt häufiges Zitieren einzelne Worte dominant ins Gedächtnis – können sie auf diese Weise Auslegungsmaßstab werden? Aber sind diese nur den Nichtmuslimen im Gedächtnis, weil sie sonst eben nichts aus dem Koran und den Ahadith kennen – oder auch den Muslimen?
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Ahmad Mansour möchte mit Blick auf den Islam „vom Glaubensdogma weg zu unterschiedlichen, individuellen Interpretationen“ kommen, weg vom „strafenden Gott“ und der Angstpädagogik. Den islamischen Verbänden wirft er vor, zwar mit dem IS nichts zu tun haben zu wollen, aber weil sie „Inhalte als Teil ihrer Religion sehen“ die Radikalisierung der Jugendlichen begünstigen, er will mehr kritische Stimmen hören… Er will den „Jugendlichen einen Islam zeigen, mit dem sie in Europa leben können“ http://www.dw.de/es-gibt-keine-alternative-zu-einer-reform-des-islam/a-17996582
Es tut mir Leid, aber dieser Ansatz hat wohl kaum eine Chance, auf breiter muslimischer Ebene wahr genommen zu werden. Denn der „Islam“ muss ja eine gewisse Eigenart behalten, er muss weiterhin Identifikationsmöglichkeiten bieten.
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