Der normale Mensch denkt sich so im Naiven, dass sich mächtige Staaten, bevor sie in andere Staaten eingreifen und deren Diktatoren stürzen, schon vorher Gedanken darüber machen, wie geht es nach deren Sturz weiter? Der folgende Artikel bestätigt den Verdacht des normalen Menschen, dass unsere Staaten das eben nicht machen, sondern einfach drauflosagieren, Rebellen unterstützen, Hauptsache der Diktator kommt weg – und dann? http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-irak-libyen-warum-diktatur-besser-ist-als-anarchie-a-994225.html
Und dann stehen sie davor, wie jetzt Obama und co.: Wir haben die ISIS unterschätzt!
Ich meine, was sollen wir Laien sagen, die darüber schon seit Jahren schreiben? Und die Regierungen mit all ihren Fachleuten – sie haben sie unterschätzt? Nein, sie haben nichts unterschätzt. Sie haben es in Kauf genommen, dass die Islamisten die Herrschaft bekommen – sowohl in Ägypten die Muslimbrüder, als auch in Libyen das Islamisten und co.-Chaos, und in Syrien die Islamisten wie die Gruppen auch immer heißen.
Und das finde ich fatal: Sie haben es in Kauf genommen, weil sie Handlanger der anderen islamischen Staaten waren. Man kann uns doch nicht weis machen, dass man die Islamisten wirklich unterschätzt hat, wenn man sogar weiß, wo man sie überall bombardieren muss, wenn man weiß, dass in der Türkei überall Schläfergruppen stecken… Oder bombt man einfach drauflos, weil sich irgendwo jemand in der Wüste bewegt? Wie will man Geiseln befreien, wenn man nicht genau weiß, was Sache ist?
Es war eine große Mischung von Naivität, Ahnungslosigkeit, Gleichgültigkeit, Vertrauen in Waffen und unterstützte Gruppen ohne Sinn und Verstand – und das Dumme ist: Es geht so weiter und weiter und weiter. Jetzt denke ich schon, dass man nicht weiter weiß. Man bekommt kalte Füße, weil alles nicht so geklappt hat, wie man es sich träumend gewünscht, weil man nicht den Verstand eingeschaltet hat, um die Realitäten vor Ort zu berücksichtigen, weil man nicht das Chaos der islamischen und islamistischen Gruppen und Staaten und deren jeweilige Interessen berücksichtigt hat. Man dachte wohl: Rebellen gegen Assad? Prima! Die unterstützen wir! Klasse Idee, ein Diktator weniger. Und dass man dann all die Wespen aufscheucht, die weltweit agitieren und von einem Kalifat träumen – das wollte man wohl nicht sehen. Wobei die Christen vor Ort wussten, was sie an Assad haben, und was danach kommen könnte. Aber das interessierte die Herrschaften aus dem christlichen Westen keinen Deut und haben sie den Gewalttätern ausgeliefert. Ach, hört man dann Obama sagen: Das haben wir unterschätzt – keiner hat es ahnen können…?
Dazu siehe auch: http://flatworld.welt.de/2014/09/29/obama-betreibt-geschichtsklitterung/ Wobei ich diese Begründungsversuche nicht teile.
Dass Diktatur besser ist als Anarchie – beides ist keine Option.
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