Die Apokalypse des Johannes ist für ihre grausamen Texte bekannt, mit denen das von Gott herbei geführte Weltende beschrieben wird – hin und wieder auch nicht ganz frei von Rachephantasien. Doch nicht der Mensch setzt das Recht gewaltsam durch, sondern Gott wendet sich gegen die Unmenschlichen. Man kann natürlich das Weltende freundlich und angenehm beschreiben – allerdings würde uns Menschen das äußerst irritieren. Wie auch immer das Weltende gedacht wird: Sonnenexplosion und -implosionen, Eiszeit, Erderhitzung, Kollision der Erde mit einem Meteoriten, Atomkriege bzw. AKW-Unfälle, Chemieunfälle, Waldsterben und Ozonloch usw. usw. – alles dürfte nicht besonders angenehm sein.
Wie dem auch sei: Die Apokalypse des Johannes spiegelt eine grausame Zeit wider, eine Zeit, in der Christen verfolgt wurden. Und auch diese Erfahrungen sind nicht besonders angenehm – weshalb so mancher unserer Zeitgenossen ja lieber nichts von gegenwärtigen Verfolgungen in kommunistischen und islami(sti)schen Staaten hören möchte, um ja keine schlaflose Nacht zu bekommen. Und wenn er davon hört, sofort alles relativiert. Aber dennoch sind diese Brutalitäten damals wie heute real. Die Bosheit der Menschen ist greifbar, die Brutalität der Horden steigt ins Unvorstellbare. Und der Apokalyptiker verschließt, wie alle Apokalyptiker seiner Zeit davor nicht die Augen, sondern liefert ein Trostbuch ab: So schlimm alles auch ist – es wird noch schlimmer, aber dann wird Gott sein Friedensreich errichten, der liebende Gott wird die leidenden Menschen umfangen.
Unsere säkularen Apokalypsen können keinen Trost bieten, sie beschreiben ein grausames Ende – bzw. Hollywood bietet ein glorreiches Ende des Films, weil ein paar Helden die Apokalypse abwenden konnten. Und das liegt auch an uns Menschen: In apokalyptische Zeiten für das Leben einzutreten – nicht für den Tod. Und diese Helden beschreibt die Johannes-Apokalypse:
Die christlichen Märtyrer sind Menschen, die für das Leben eingetreten waren.
Sie haben den Grausamkeiten Liebe entgegengesetzt,
sie haben den bewaffneten Schlächtern etwas Neues entgegengesetzt: Leben.
Sie haben den grölenden Massen Lieder entgegengesetzt.
Sie haben den von Blut trunkenen den nüchternen und hoffenden Blick in die Zukunft Gottes entgegengesetzt.
Am richtigen Ende der Zeiten wird kein Held mehr retten – dann wenden wir unsere Augen Gott zu. Am Ende der Zeiten steht der, in dessen Hand wir schon jetzt liegen. Von daher haben die Katastrophen immer einen großen Schrecken – aber dieser kann vom Grundton des Glaubens durchdrungen werden. Und dazu ermuntert der Apokalyptiker Johannes: Haltet durch, gebt nicht auf, richtet Eure Augen und Hoffnung auf den kommenden rettenden Gott.
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