Zukunft ist Vergangenheit – eine kleine Geschichtslehre

Man denkt immer: In der Zukunft wird alles besser. Das hängt mit unserem alten Hoffen zusammen, dass es einen Fortschritt in der Geschichte gibt, genährt durch die Vorstellung, dass der Mensch das Reich Gottes bzw. eine Art davon herstellen kann und wird. Das, was Gott herbeiführen wird, das schafft der Mensch auch schon alleine und sogar besser. Aber: Geschichte ist im Grunde nur der Ablauf menschlichen Miteinanders, geprägt von vielen Faktoren. Zu diesen Faktoren gehören das Wetter und Epidemien ebenso wie das Handeln unserer Vorfahren wie zufällige politische von jeweiligen Individuen abhängige Konstellationen. Weil es uns gut geht, denken wir: Wir haben es geschafft, aus der dunklen menschlichen Vergangenheit emporzuarbeiten und halten unser zivilisiertes Niveau für ins Positive fortgeschrittene Geschichte. Das Dumme ist nur, dass der Mensch der alte Mensch geblieben ist. Von daher können schlimme Seiten der Vergangenheit immer wieder hervorbrechen. http://www.welt.de/debatte/kommentare/article132197257/Die-Weltordnung-der-vergangenen-100-Jahre-zerbricht.html

Nun hat einer seine Hände mit im Spiel, das in der Antike einen neuen Gedanken eingebracht hat. Man mag es nicht glauben, aber er hat es: Jesus Christus. Sein Ansatz lautet mit der jüdischen Tradition: Gott wird seine Herrschaft, sein gutes Reich des Schalom, der Gerechtigkeit, des Friedens, der Gemeinschaft errichten. Aber: Bis es soweit ist, hat der Mensch alles dazu zu tun, das, was er an Gutem erwartet, schon jetzt zu leben. (Der bis dato alttestamentliche Ansatz war: Man muss die Gebote halten, damit Gott belohnt und nicht bestraft.) Und je mehr Menschen diesem Ansatz folgen, desto besser wird es in der Zukunft im Menschlichen Zusammenleben. Und diesen Ansatz haben die Ideologien des 19. und 20. Jahrhunderts säkularisiert in dem Sinne: Wir müssen es in die Hand nehmen – dann wird alles besser: die Welt wird kommunistisch, nationalsozialistisch, liberal… – bis in die Gegenwart: Wenn die Finanzwelt herrscht, dann wird alles besser, es muss nur der Kapitalismus in seiner guten Spielart herrschen, dann wird alles besser, wenn alle technisch vernetzt sind, wird alles besser…

In Jesu Ansatz inbegriffen ist die Vorstellung, dass der Mensch sich dem Willen Gottes gemäß verhält, das heißt, er lässt sich von Gott von Grund auf ändern. Er wird Kind Gottes und verhält sich auch als ein solches. Ohne diese „Umkehr“ wird es nicht klappen. Jesus war da realistischer als die Träumer von einer besseren Welt. Er träumte auch davon, aber unter realistischen Bedingungen.

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