Muslime und Bücher

Dass muslimische Kinder kaum mit Literatur in Berührung kommen, ist eine Beobachtung, die nachdenklich machen muss. Ebenso macht mich immer nachdenklich, dass aus dieser muslimischen Kultur unsere Kunst nicht bereichert wird, das heißt, dass auf kommunaler Ebene zumindest in unserem Bereich kaum Künstlerinnen und Künstler zu finden sind, obgleich doch so viele Muslime im Rhein-Main-Gebiet leben. (Wenn ich hier falsch liege, bitte ich um Korrektur, es wäre sehr schön, wenn meine Beobachtungen an dieser Stelle unvollständig sind.)

Das mag damit zusammenhängen, dass man zuerst einmal sehen muss, wie man in dem neuen Land überlebt und lebt. Aber im gesamten Bereich: Kunst, Literatur sind Muslime unterrepräsentiert, was nicht daran liegt, dass sie daran gehindert werden. Dass muslimische Kinder kaum mit Literatur in Berührung kommen, hängt sehr stark von den Eltern ab, die vielleicht erst einmal langsam in die Sprache herein finden müssen – wenn sie denn bereit sind, sich auf unsere Sprache einzulassen. http://www.migazin.de/2014/07/25/kinder-islamischer-praegung-verfuegen-in-deutschland-kaum-ueber-literatur/

Aber dieses Interview finde ich eigenartig. Man lese es einmal und beobachte den Duktus. Es geht von der Bedeutung qualitativer Kinderbücher aus, geht über den Islam als Religion des Friedens, den Koran als „Inbegriff des Friedens“, dann heißt es, dass das Buch maßgebend sei und kommt dann darauf zu sprechen, dass Bücher Kinder neugierig machen sollen und sie religiös fördern sollen… Und dann geht es über zu dem Thema andere Bücher…, es wird beklagt, dass Migrantenkinder diskriminiert werden und es folgen Worte über die Bedeutung religiöser Bücher.

Das heißt: Es geht eigentlich nicht darum, dass beklagt wird, dass Kinder keine Literatur lesen, wie zum Beispiel Goethe – oder modernere Literatur im eigentlichen Sinn, es geht im wesentlichen darum, dass unter Literatur religiöse Bücher verstanden werden. Und das spiegelt meine eingangs geäußerte Klage wieder: Es besteht bei manchen vielleicht überhaupt kein Interesse daran, sich auf die Kultur und Literatur unseres Landes einzulassen, sondern es wird ein eigenes Literaturverständnis eingebracht. Und unter dieser Voraussetzung lese man einmal den Artikel und alles, was er über Toleranz usw. sagt. Welches Buch wird am Ende empfohlen (als Literatur?): Yusuf der Prophet.

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