Ein Brief an einen Christen über uns Christen

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Du hast ja Recht, dass für manche Menschen Christen Vorbildfunktion haben – aber bist Du Dir sicher, dass alle so denken? Du weißt selbst, wie unterschiedlich Menschen sind – auch in ihrem Glauben. Manche sind weiter gekommen, manche stagnieren, manche geben sich Mühe, bleiben jedoch immer wieder hängen, erleben Rückschläge, manche können sagen: Entschuldigung, manche können es nicht sagen, manche erwarten vom anderen den ersten Schritt bzw. die ersten Schritte, andere sind nicht so weit. Andere merken gar nicht, dass von ihnen etwas erwartet wird, trotz Winke mit Zaunpfählen, manchen ist das alles egal. Manche sind tollpatschig und treten unchristlich in jedes Fettnäpfchen,  manche sind arrogant und fallen darum ständig auf ihre christliche Nase. Manche reiben sich unchristlich auf und tragen anderen nach, dass sie es ihnen nicht gleich tun. Manche sagen immer wieder, sie täten alles aus christlicher Nächstenliebe – aber die Eigenliebe schaut aus jedem Knopfloch.

Auch Glaubende sind nicht über einen Kamm zu scheren. Und wer wünschte nicht mehr als ich, dass alle so wären wie ich – und blende dabei alle eigenen Schwächen und Balken in meinem eigenen Auge aus. Das sage ich natürlich mit einem scherzenden Ton, denn ein Doppelgänger – auch in Glaubensdingen – wäre eher lästig. Wir müssen uns selbst und den anderen Gott überlassen, der an uns arbeitet und zu seiner Zeit und uns – dem jeweiligen Individuum gemäß – vollenden wird.

Der Mensch ist wie er ist – auch der Glaubende. Enttäuschungen darüber sind überflüssig – dann müssten wir auch über uns selbst enttäuscht sein. Wenn schon Gott nicht über uns Menschen enttäuscht ist, haben auch wir nicht das Recht dazu. Ich sage mir in solchen depressiven Anflügen, wenn ich über die Realität von uns Christen-Menschen (mich eingeschlossen) nachdenke, Gott möge mir in seiner Liebe schenken, den Menschen und mich zu sehen wie er ist – wie ich bin – und dennoch munter und fröhlich sein. Was nützen selbst angelegte Fesseln. Nichts. Sie lähmen. Das will Gott nicht.

Gott hat uns Gaben gegeben – und diese Gaben sollen wir einsetzen. Selbst dann, wenn andere dagegen sind. Wir sind abhängig von Gott und seinem Geist – nicht von anderen, auch nicht von unseren eigenen Befindlichkeiten. Das sei noch nachgeschoben, weil wir unser Tun zu sehr von anderen abhängig machen – dabei sind sie nicht unsere Herren und Damen – sondern wir sind allein Jesus Christus gegenüber verantwortlich.

LG  WF

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