Wer einmal über das Thema Menschenwürde nachdenken möchte, findet hier eine Fundgrube: http://evangelische-religion.de/menschenwuerde.html
Embryonen auszusortieren ist keine Würdeverletzung, weil sich bei Embryonen keine Würde nachweisen lässt, so kann man hören, lesen. Oder sie haben auch kein Interesse und Bedürfnisse – also auch keine Gestaltungswürde. Dass Embryonen keine Bedürfnisse haben, kann man nur sagen, wenn man sie als Sache ansieht. Sie sind sich ihrer Bedürfnisse eher nicht bewusst. Aber an dieser Frage entscheidet sich alles, entscheidet sich Leben und Tod nicht nur des Embryos: Geht es um Wesenswürde oder um die Ersetzung der Wesenswürde durch die Gestaltungswürde? Wie steht es übrigens damit, die Würde des Verstorbenen zu achten?
Gestaltungswürde: Menschen leiden – das Leid muss verhindert werden – und führt zu Mitleid – das heißt auch, dass man dem Individuum die Möglichkeit gibt, seinem Leben ein Ende zu setzen bzw. im Falle des Embryos, auch anderen Individuen das Leben nimmt – weil ihnen die Wesenswürde zuvor genommen wurde. Grundlage der Gestaltungswürde: Selbstachtung – Respekt voreinander – materielle Sicherheit – und das muss die Gesellschaft gestalten, das muss sie ermöglichen.
Doch wie sieht es mit Menschen aus, bei denen man als Gesunder und Nichtbehinderter meint, er sei leidend, er müsse leidend sein, weil er sich nicht positiv äußern kann? Wie sieht es eigentlich mit Menschen aus, denen die Gesellschaft die Gestaltungswürde nimmt? Denn das ist ja vielfach die Realität, haben sie noch Würde? Können sie sich selbst sagen: Ich habe noch Würde? Können Menschen, die schwerkrank sind und selbst nichts mehr gestalten können, sich noch sagen: Ich habe Würde? Die Gestaltungsfans würden sagen: Das ist es ja: Darum muss man sich kümmern, dass sie in Würde leben können. Selbsterkenntnis zeigt, dass man mitleidet… – und Mitleid führt dazu, dem anderen zu helfen. Nur: Das ist ja weltweit nicht die Realität. Wer hilft denen, die das Thema Gestaltungswürde auf die Agenda setzen, die sich entwürdigt fühlen, weil jeder ihnen die Würde nimmt? Juden und Christen können sich sagen und lassen es sich von Gott sagen: Wenn mich auch jeder entwürdigt, keiner mich mehr als Mensch behandelt: Ich habe Würde, dignitas, bin Gottes Ebenbild, Gottes Kind – und werde es auch nach der größten Entwürdigung, dem Sterben sei…
Natürlich folgt – trotz aller Unkenrufe – die Gestaltungswürde schon im AT und NT aus der Wesenswürde.
Wenn die Gestaltungswürde sich in unserer Gesellschaft wirklich von der Wesenswürde lösen sollte, dann haben wir eine andere Gesellschaft. Sie wird nicht menschlicher sein. Sarum wird dieser Ansatz sich hoffentlich nicht durchsetzen können. Höchstens bei einer kleinen Elite, die sich von religiöser Tradition lösen möchte. Aber die werden nie auf Dauer die Mehrheit bilden, sondern die Menschen, die entwürdigt werden und bei Gott erfahren: Ich werde erhöht (vgl. Mt 5).
Ob Wesenswürde oder Gestaltungswürde – beide müssen realisiert werden und dürfen nicht hohle Phrase bleiben.
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