München Dekolonialisieren: http://www.muenchner-stadtmuseum.de/sonderausstellungen/decolonize-muenchen.html Auf diese Ausstellung, die Menschen für die koloniale Vergangenheit sensibilisieren möchte, möchte ich hinweisen.
Ich frage mich nur: Ehren Straßennamen nur den Menschen, nach dem sie benannt wurden – ursprünglich wohl ja. Aber sind solche Straßennamen inzwischen nicht auch einfach ein Teil unserer dunklen Geschichte – so dass wir die dunklen Seiten unserer Geschichte aus dem Alltag verbannen, wenn wir die negativen Träger der jeweiligen Namen aus dem Stadtbild löschen? Müssen wir uns unseren dunklen Seiten stellen – oder müssen wir sie aus der Erinnerung löschen?
Das ist die eine Frage. Ich hatte neulich darauf hingewiesen, dass rassistische Ansätze in Schulbüchern aufgespürt werden und auch die Verlage darauf hingewiesen werden, die entsprechenden Bücher aus dem Verkehr zu ziehen. Da ging es auch zum Beispiel um Bilder, die vermittelt werden – hier, dass Afrikaner auf den Feldern arbeiten. Das Bild als solches wird nicht rassistisch sein, denn die meisten Afrikaner, schätze ich einmal, werden landwirtschaftlich tätig sein. Das Bild wird jedoch einseitig, wenn diesem Bild nicht auch Bilder zugeordnet werden, die weitere Realitäten Afrikas zeigen: Städte, Afrikaner an den Universitäten, als Kulturschaffende usw. Wenn wir nur Bilder vor Augen bekommen, dass Afrikaner auf den Feldern arbeiten, dann bekommen wir ein falsches Bild von Afrika suggeriert – und das muss in Schulbüchern korrigiert werden.
Rassistisch werden diese Bilder von den auf den Feldern arbeitenden Menschen dann, wenn mit Landwirtschaft „niedere Arbeit“ suggeriert wird – also: Menschen aus Afrika sind für niedere Arbeiten zuständig – was dann mit unserer europäischen kolonialen Vergangenheit verknüpft, äußerst übel ist. Sensibler werden für das, was Bilder suggerieren – das wird nötig sein. Warum werden Afrikaner nicht als Piloten dargestellt, sondern als Viehhirten?
Wir Europäer kennen Afrika im Grunde nur als ein Erdteil, in dem es viele wunderbare Tiere und Landschaften gibt – und Rohstoffe. Dann kommt noch Mandela. Dazu noch Kriminalität und grausame Kriege und Flüchtlinge…
Seht Euch einmal diese Seite an: http://www.bpb.de/internationales/afrika/afrika/ – nur was die Bilder betrifft. Für Menschen, die keine Lust haben, lange Texte zu lesen, bleiben die Bilder im Kopf hängen: Das ist Afrika. Oder nehmt einmal diese Seite – der man auch gewiss nicht Rassismus vorwerfen kann: http://www.kongo-kinshasa.de/bevoelkerung/index.php bzw. http://www.kongo-kinshasa.de/wirtschaft/index.php
Leider trägt auch die afrikanische Politik nicht dazu bei, dass sich das Bild von Afrika ändert: Franzosen müssen den Frieden aufrechterhalten. Damit wird suggeriert: Ohne die Weißen klappt es nicht. Jeder Flüchtling – aus welchen Gründen auch immer – fördert ein negatives Afrikabild. Denn sie müssen flüchten, weil es in Afrika einfach nicht klappt mit Wirtschaft und Menschenrechten… Aber Afrika ist keine Einheit. Man muss sich als kleinkontinentaler Europäer immer wieder vor Augen führen, wie riesig es ist.
Welches Bild vermittelt das nicht nur den Europäern – sondern auch den Afrikanern selber? Zieht es sie runter in die Hoffnungslosigkeit?
Bilder transportieren mehr als Realität. Von daher müssen Bilder die Realität aufgreifen, aber auch Perspektiven aufzeigen können, damit Menschen nicht ein falsches Bild bekommen. Welche Perspektiven entwickeln die Menschen in den unterschiedlichsten Stämmen in Afrika für ihren Kontinent – oder auch nur für ihren Stamm, ihr Volk? Können sie diese realisieren? Wenn nein: Warum nicht?
Aber jetzt alle negativen Bilder – bzw. Bilder, die andere als negativ ansehen könnten – aus Europa zu verbannen, halte ich auch für falsch. Aus europäischer kultureller Perspektive Filme usw. aus Afrika zu zensieren, um ein ganz bestimmtes europäisiertes Afrika-Bild zu vermitteln, ist ebenso fragwürdig, weil es die Besonderheiten und Eigenständigkeiten unterdrückt. Es ist zum Teil eine ganz andere Welt – und man muss sich fragen, ob es nicht auch eine Form von Rassismus ist, wenn man Afrika nur dann gelten lässt, wenn man eben Städte, Piloten, Kulturschaffende und Universitäten zeigt.
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