Kuschelgott

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Christen kennen diese Verniedlichung Gottes. Gott ist Liebe. Und dann strömen die kleinen Kuss-Herzchen aus den Träumen in die blauen Himmelslüfte…

Aber was ist Liebe? Liebe kann hart sein. Liebe kann fordern, Liebe kann auch Abgrenzung bedeuten, kann bedeuten, dass man in der Nachfolge das Kreuz tragen muss, dass man aneckt, dass Gott auch fremd ist, dass man ihn nicht versteht, um den man kämpft, ringt, bangt – ihn gar verlässt, weil man sich von ihm verlassen fühlt.

Wer nur einen Kuschelgott verkündigt, lässt im Grunde die Menschen allein, denen es saumäßig schlecht geht, die sich und die Welt nicht verstehen, die keinen Ausweg und keine Hilfe sehen, die krank, verbittert, am Ende sind. Der Kuschelgott kann ihnen nichts sagen – er ist nicht.

Für uns Christen ist Jesus Christus der Maßstab. Jesus, der die Liebe Gottes bis zum Foltertod lebte und erleiden musste. Der mit den Augen der Gottesliebe all das Elend und die Sünde der Menschen ansehen musste. Der gegen all das ankämpfte mit der Kraft Gottes – und doch damit nur die Menschen in ihrer Bosheit gegen sich aufbrachte. An Jesus Christus hat sich unsere Theologie auszurichten.

Ja, Gott ist die Liebe – wie sie im Gleichnis vom verlorenen Sohn deutlich wird. Gott ist auch die Liebe, wie sie im Gleichnis vom dummen Knecht (Schalksknecht) deutlich wird (Mt 18,21ff.). Gottes Liebe lässt sich nicht auf eine Säuselsüß-Liebe einschränken. Denn manchmal verstehen wir Gott nicht, weder in guten noch in dunklen Lebensabschnitten. Ich erinnere nur an die Psalmen, an Hiob, an Jeremia – und an eigene Lebenssituationen. Und gerade in diesen Situationen die Liebe Gottes leben – durch lieben – von Gott selbst angetrieben: Wer versteht?

Gott lockt den Menschen mit seiner Liebe in Jesus Christus. Den Menschen, der sich nach der Liebe Gottes sehnt – aber von Menschen bedrängt wird. Der bedrängt wird von der gefallenen Schöpfung, zu der auch Krankheiten und Sterben gehören, seelische und körperliche Verletzungen. Gott lockt den Menschen mit seiner Liebe, damit er diese in all diesen Verletzungen weiterlebt – damit andere Trost, Kraft, Zuversicht, Hoffnung bekommen.

Paulus, der unsäglich viel gelitten hat, schreibt: “Ich vermag alles durch den, der mich stark macht” (Phil 4,13).

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