Die Rede, die der Bundespräsident in Münster gehalten hat: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2013/11/131128-Themenbesuch-Islam.html
Darin heißt es: >Der Islam … hat vielmehr eine Religionskultur entwickelt, in der immer verschiedene Sichtweisen nebeneinander existieren, in der Auslegung ebenso wie in der Glaubenspraxis.< Ich würde ihn gerne fragen: Wo und wann?
Und: >Wir wollen Musliminnen und Muslimen in unserem Land Orientierung geben für Glaubensfragen im Alltag. Und wir wollen zugleich Impulse in die islamische Welt aussenden, die durchaus gespannt zusieht, was hier in Deutschland entsteht.< „Wir“? Lassen sich Muslime das gefallen, wenn wir ihnen Orientierung geben?
Bilden die folgenden Worte die Vorzeichen der Rede? >Aber die Mehrheit weiß: Gedeihlich zusammenleben können wir nur, wenn wir uns gegenseitig offen und respektvoll begegnen. Das Fundament dafür bilden unsere Grundrechte und Freiheiten, unsere Geschichte und Sprache.< (Kursiv von mir.) Ja? Dann geben wir ihnen Orientierung.
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Der Papst äußert sich auch zum Islam, ich deutete es gestern schon an. Er sagt aber mehr – und das wird hier hervorgehoben: http://zeitzubeten.org/2013/11/27/papst-franziskus-evangelii-gaudium-nicht-regierungserklarung-aber-fahrplan/ „der wahre Islam und eine angemessene Interpretation des Korans stehen jeder Gewalt entgegen.“ (253) Ebenso sagt er: „Dieser interreligiöse Dialog ist eine notwendige Bedingung für den Frieden in der Welt und darum eine Pflicht für die Christen wie auch für die anderen Religionsgemeinschaften.“ Auch wenn in 61 der Hass gegen Religionsfreiheit angesprochen wird, der eigentliche Gegner scheint der Atheismus zu sein. Was trotz aller Hinwendung zum Islam bleibt, ist die Betonung des Papstes der Evangelisierung der Kulturen (Inkulturation des Glaubens – 68f.) und – die Überprüfung der christlichen Kulturen. Man muss also trennen zwischen Zustand (es gibt den Islam – also muss man menschlich mit den Muslimen umgehen und vom fordern, dass er menschlich mit anderen umgeht – wobei der „wahre“ Islam das ja wohl tut) – und dem Ziel: Evangelisation auch des Islam.
Es wird sowohl beim Papst als auch bei Gauck deutlich: Sie glauben, dem Islam sagen zu dürfen, was er glaubt, was angemessen ist usw. Ich denke, der „wahre“ Islam wird darauf seine Antworten zu geben wissen. Dass der wahre Islam und eine angemessene Interpretation des Korans jeder Gewalt entgegen stünden, bedeutet eine spannende Koran-Exegese. Vielleicht war Khorchide in diesem Abschnitt Papstberater?
Und auch wir Evangelischen haben doch ein etwas sehr anderes Verständnis von Maria. Fremd auch in dieser massiven Betonung. Fremd auch, wenn er sagt: Jesus hinterließ uns seine Mutter als unsere Mutter – will er damit sagen: und wir sind alle der Leib des Johannes, wenn man etwas platt reagieren möchte. (Denn Jesus sagte dem Johannes: Deine Mutter…)
Wenn man der EKD im Ehepapier mangelnde theologische Arbeit vorwirft, muss man das dem Papst hin und wieder potenziert vorwerfen. Alles sehr assoziativ. Darf man sagen: Er kommt halt aus Argentinien? Ich glaube nicht. Ich hatte von Jesuiten mehr und tiefere theologische Arbeit erwartet. Was sagt wohl Benedikt dazu? Vielleicht bedauert er inzwischen, zurückgetreten zu sein.
Nach so viel Kritik auch das Positive: Hier kann man das gesamte Werk lesen, das insgesamt auch wirklich interessante Impulse bietet: http://www.vatican.va/holy_father/francesco/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium_ge.html#Der_interreligiöse_Dialog
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