Evolution der Religion

Dass es eine Evolution der Religion gibt, ist nicht neu. Ebenso ist nicht neu, dass die heiligen Schriften ein Tagebuch der Menschheitsgeschichte sind (vor allem auch die der Hindus). Neu und interessant ist, wie der Beitrag aus GEO (01/2018) die Entwicklung des Gottesbildes darstellt – und das unter Einbezug der Kultivierung des Menschen. Die Intellektuellen Israels haben den Monotheismus gegen den Polytheismus durchgedrückt. Dieser Gott war der Herrscher der Geschichte – er machte was er wollte. Und das zu erkennen war gut, weil dadurch die Vielfalt gebändigt wurde. Dieser Gott war für Gutes und Schlimmes zuständig. Dieser Gott konnte aber die persönlichen kleinen Individual Götter nicht ersetzen, er war zu weit weg. Darum hat man den Gott persönlich nahe kommen lassen (Psalmen). Der nächste Schritt war, dass man erkannte: Man kann diesem Gott begegnen, indem man sich moralisch einwandfrei verhält – dann wird er einem Gutes geben, wenn man sich nicht moralisch gut verhält,  bekommt man Schlechtes. Da es auf der Welt nicht so zuging, also: gute Menschen haben Übles erfahren und üble Menschen Gutes, hat man die Belohnung bzw. Bestrafung ins Jenseits verfrachtet. Dann wurde der Teufel ins Spiel gebracht, der das Schlechte von Gott abzog und es ermöglichte, Gott als den lieben Gott anzusehen. Und dann kam das böse Christentum und hat eine Entwicklung des Gottesbildes keinen Raum mehr gelassen dadurch, dass es die Bibel kanonisierte und festschrieb.

Interessant ist diese Darstellung, weil sie eben Religion und Entwicklung der Menschheit seit ca. 4000 Jahren zusammenführt. Aber die Stringenz funktioniert nicht. Man kann nicht einzelne Punkte aus der Geschichte herauslösen und sie dann fein säuberlich hintereinanderlegen. Was man zum Beispiel in der Evolution des Menschen versuchte und nun auch revidieren muss, das ist auch in solchen kulturellen Fällen zu beachten. Denn die unterschiedlichsten religiösen Aspekte kamen ja nicht allein aus Israel. Man hatte Bekanntschaft mit anderen Religionen gemacht (Ägypten/Babylon…) und das hat man dann gefiltert – aus seiner religiösen Perspektive heraus, also man hat nicht alles übernommen! – und seinem Gottesbild weiterführend angepasst. Es gab Fortschritte, Rückschritte, vieles war gleichzeitig vorhanden. Und das gab es auch nach der Kanonisierung der Bibel. Denn das wird dem Christentum ja immer vorgeworfen dass es nicht mehr biblisch sei, dass es sich so verwässert habe, dass es gar nicht mehr Christentum zu nennen sei. Aber der Kanon ist ein Maßstab geblieben, an dem viele Neuerungen gemessen wurden und auch werden. Zudem: der Hinduismus zeigt ganz andere Aspekte auf, trotz ähnlicher sozialer Entwicklung. Trotz dieser und anderer anzubringender Kritik, ist das ein lesenswerter Beitrag.

Das ist diese Perspektive. Und was sagen Christen dazu? Gott hat sich dem Menschen immer nur soweit zu erkennen geben können, wie der Mensch in der Lage war, ihn zu verstehen. Wenn man einem Säugling mit hoher Mathematik kommt, dann ist er überfordert (ich bin es heute noch). Wenn Gott sich dem Menschen vor 4000 Jahren so offenbart hätte wie man ihn heute erkennen kann, hätte der Mensch nichts kapiert. Vielleicht hat Gott es ja auch gemacht – aber eben: Der Mensch ist nicht soweit gewesen. Und so offenbart sich Gott auch weiterhin, der Maßstab ist für Christen nicht die Bibel als Bibel, der Maßstab ist Jesus Christus, der durch seinen Geist wirkt – und aus diesem Geist heraus auch die Bibel (aus begrenzter menschlicher Perspektive) neu verstehen lässt.

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