Ich habe den Eindruck, dass sich Menschen, wenn sie keine Ängste haben, dann doch Ängste machen: Chemtrails, Ufos, Plastikmüll in den Weltmeeren, das uns über die Aufnahme von Fisch killt, Impfungen, die Menschen zerstören, auch der von Menschen gemachte Klimawandel zeigt manchmal seltsame Blüten und was über normale Nahrungsmittel alles an Ängsten geschürt wird, dreht einem den Magen um – usw. usw. usw. Wie ist das soziopsychologisch zu verstehen?
Interessant finde ich bei all denen, bei denen es mir begegnet, die felsenfeste Berufung auf irgendwelche Experten. Die Experten, die anderes sagen, werden gar nicht mehr wahrgenommen oder als falsche Fuffziger angesehen, die irgendwelchen bedrohlichen Weltmächten gehorchen und von ihnen finanziert werden. Zudem ist nicht selten eine Art Fanatismus damit verbunden: Was ich aufgrund der Experten so sehe – das muss doch jeder so sehen!
Das, was nicht geleugnet werden kann ist, dass es wirklich Fälle gibt, an denen die Impfung versagte, dass es wirklich üblen Plastikmüll gibt, dass das Klima uns alle überraschen wird, dass normale Nahrungsmittel wirklich nicht immer das gelbe vom Ei sind – usw. Aber was wird daraus geschlossen? Geht man damit sachlich wissenschaftlich moderat um – oder schiebt man Panik und bekommt apokalyptische Anwandlungen? So mancher bekommt apokalyptische Anwandlungen und kann die gute Schöpfung Gottes nicht mehr in ihrer Schönheit wahrnehmen ohne das negative Brimborium. Mir schmeckts übrigens – auch wenn andere nichts Besseres zu tun haben, als mir Nahrungsmittel auszureden. Man muss ja mit allem nicht übertreiben. Das ist meine Devise. Auch nicht mit den Ängsten. Gibt es eigentlich Untersuchungen zu den Angst-Industrien und deren Umsätze?
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Ich konnte in den letzten Wochen zahlreiche Tattoos bewundern – und frage mich: Stimmt etwas mit meinem ästhetischen Geschmack nicht? Da lassen sich schöne Frauen – seltener Männer – etwas auftatoon, das aus der Ferne Aussieht wie schwarze Dreckschwaden – und erst bei ganz nahem Hinsehen entpuppen die sich als irgendwas Bildhaftes. Oder man denkt von weitem: Oh, die arme Frau, was hat die für eine riesen Wunde am Bein oder am Arm – und dann, beim näheren Hinsehen, soll es sowas wie eine Blumengirlande oder etwas Ähnliches darstellen. Ich hatte schon häufig das Thema. Wenn man schon so etwas möchte und nicht die von Gott geschaffene wunderschön schimmernde Haut so lassen möchte wie sie ist, warum dann solche Irgendwasse? Es gibt ästhetisch schöne Tattoos. Kunstvolle – auch dafür hatte ich schon Beispiele im Blog. Hin und wieder kann man auch Körper sehen, die wie eine Art wandelnde Galerie aussehen, mit Stichen unterschiedlichster Kunstwerke. Eine Art Lebensabschnitts Tagebuch. Nun ja, wenn es den Leuten gefällt, können sie natürlich mit ihrem Körper machen, was sie wollen. Es wäre ein wenig arrogant zu verlangen sie sollten mich vorher fragen, außerdem wäre ich überfordert. Auch wenn sie nicht an die Zukunft denken wollen, sondern nur in der Gegenwart leben – auch recht. Aber ich vermute fast, dass etwas mit meinem ästhetischen Geschmack nicht stimmt.
Die Reklame einer Automarke, laut der ein Mann „Julia“ auf den Arm tätowieren ließ – und dann kam die Trennung – und er sucht dann wieder eine Frau, die diesen Namen trägt – und bei der Frau, die er dann findet, ist es genauso – auch sie hat einen Mann mit diesem Namen gesucht, damit er zu ihrem Tattoo passt, ist klasse. Sie zeigt die ganze Absurdität und die Gedankenlosigkeit vieler unserer Zeitgenossen. Nun, so bleibt einem nichts anderes übrig als allen Paaren, die sich gefunden haben, weil sie die Namen der Ex-Partner schon eintätowiert hatten, ein glückliches Miteinander.
Das sind doch tolle Tattoo-Ideen – zumindest originell: https://www.designboom.com/art/john-yuyi-social-media-tattoos-08-23-2016/ – oder das hier: https://www.designboom.com/art/paper-tattoo-by-jacob-dahlstrup/
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Kann im Kontext von Esoterik wirklich von „Seelenheil“ gesprochen werden? http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/2.220/esoterik-wer-am-geschaeft-mit-dem-seelenheil-verdient-1.3596195
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