In dem Buch von Eric Metaxas: Sieben Frauen, die Geschichte schrieben, SCM 2017, wird auch Hannah More vorgestellt. Im englischen Wikipedia gibt es zu ihr einen Beitrag: https://en.wikipedia.org/wiki/Hannah_More aber nicht in unserem Deutschen. Warum nicht? Sie war eine sehr eindrucksvolle und bedeutsame Persönlichkeit. (Folgende Infos kommen aus dem Metaxas-Buch – ausgenommen die Links.)
Sie hat 1745-1833 gelebt. Und in diesem „-“ steckt so viel Leben, dass man es sich kaum vorstellen kann.
Sie wurde mit ihren vier Mädchen-Geschwistern intensiv von ihren Eltern unterrichtet. Mit vier Jahren konnte sie schreiben – und wünschte sich immer Papier – ein Luxusartikel. Sie wurde mit 16 Lehrerin im Internat ihrer Schwester und hatte eine sehr fortschrittliche Pädagogik. Interessant finde ich, dass sie sich für die Liebesheirat einsetzte, gegen politische oder ökonomische Vernunftehe – was damals Ansatz evangelikaler Christen war, denn die Ehe solle die Gottesherrschaft fördern und nicht private Vorteile. Das hieße, Christen förderten die Liebesehe. Sie schrieb Gedichte und Theaterstücke.
Ein Mann verliebte sich in sie und wollte sie heiraten – schob die Heirat aber immer wieder hinaus, bis es Hannah More zu viel wurde und sie nicht mehr heiraten wollte. Mit 29 Jahren wurde sie in die hohe Gesellschaft Londons eingeführt, lernte viele Künstler kennen. Sie wurde eine gefeierte Theaterschreiberin – ließ es dann aber sein, weil einmal der Vorwurf aufgekommen war, der Teil eines Stückes sei Plagiat gewesen (was wohl nicht stimmte).
Sie lernte John Newton kennen, den Mann, der Kapitän auf einem Sklavenschiff war, dann Pfarrer wurde und sich sehr stark für die Sklavenbefreiung einsetzte. Ebenso lernte sie einen homosexuellen Atheisten kennen. Auch wenn sich ihre Wege trennten – er blieb Teil der hohen Londoner Gesellschaft – sie wurde immer stärker vom christlichen Glauben angezogen – blieben sie freundschaftlich verbunden. Nachdem sie sich vom Theater und der Londoner Gesellschaft gelöst hatte, schrieb sie christliche Literatur, weil Kunst die Gesellschaft prägt wie Gesetze es tun – Religion sollte in die Kultur, die areligiös war, wieder eingebracht werden.
1785 lernte sie Wilberforce kennen, der zwei Ziele im Leben hatte: Sklavenbefreiung und Verbesserung der Sitten. Und beide arbeiteten seitdem zusammen. Als 1788 Wilberforce einen Gesetzesentwurf zur Abschaffung der Sklaverei einbrachte, förderte sie die Akzeptanz dieses Entwurfs in der Gesellschaft durch ein sehr emotionales, menschliches Gedicht zum Thema Sklaverei, das weite Verbreitung fand und Menschen emotional berührte. (Das Gedicht: https://www.poetryfoundation.org/poems-and-poets/poems/detail/51885 Weitere Gedichte: http://www.poemhunter.com/hannah-more/ ). Der Kampf gegen die Sklaverei wurde nicht nur im Parlament geführt, sondern auch künstlerisch.
Ebenso wurde der Kampf gegen die Sittenlosigkeit geführt: Die obere Schicht kümmerte sich weder um den christlichen Glauben noch um irgendwelche christliche Sitten – und das hatte dann auch Folgen für die unteren Schichten. Um das zu ändern, gründete sie über 12 Sonntagsschulen, das heißt die Kinder, die während der Woche arbeiten mussten, sollten am Sonntag gebildet werden, was unter den Besitzern dieser Menschen großen Unmut und Widerstand hervorrief, denn nur Ungebildete kann man beherrschen.
Gleichzeitig schrieb sie unter Pseudonymen Flugblätter, um die Monarchie zu unterstützen, damit über Großbritannien nicht so eine schlimme Zeit wie die französische Revolution hereinbrechen solle wie über Frankreich. Diese wurden in Hundertausenden Exemplaren gedruckt – sodass sie nicht mehr länger anonym bleiben konnte. Mit vielen Flugblättern zur Hebung der Sitte unter den Armen wie unter den Reichen erregte sie Aufsehen (im ersten Jahr schon 2 Millionen Auflage) – vor allem auch, weil sie antireligiösen Schriften Paroli bieten wollte.
Zudem wurde ein Netzwerk von Sozialreformern (Clapham Sect) gegründet, das weltweit aktiv wurde: Ausbildung von Afrikanern und Aussendung von Missionaren nach Indien, damit Indien nicht nur kolonial ausgebeutet wird, sondern der Bevölkerung geholfen werde. Sie immer mittendrin und aktiv und vorantreibend – ebenso setzte sie sich für Frauenrechte und Frauenbildung ein – allerdings nicht im Sinne der aufkommenden Feministinnen – und natürlich auch nicht im Sinne des frauenfeindlichen Rousseaus, sondern im biblischen Sinn. Sie war sich bewusst, dass Christen ihre eigene Sicht haben und diese auch einbringen sollten. Sie wurde zum Vorbild vieler Frauen.
Ich konnte das Leben nur kurz wiedergeben. Es lohnt sich, mehr darüber zu lesen – über diese erstaunliche Frau, die in ihrer Zeit so viel bewirkte. Hier gibt es auch ein paar weitere Infos: http://www.victorianweb.org/authors/more/bio.html
Die anderen Frauen, die Metaxas vorstellt, werde ich nicht wiedergeben – selber lesen.
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