Syrien+ Erdogans Türkei

Russland und China haben eine Aleppo-Resolution, die eine Feuerpause als Ziel hatte, blockiert: http://www.focus.de/politik/ausland/syrien-krieg-china-und-russland-blockieren-un-resolution-zu-feuerpause-in-aleppo_id_6298746.html Das dürfte keinen einzigen Realpolitiker wundern: Sie wollen die Rebellen und deren Islamisten oder die Islamisten und deren Rebellen so schnell wie möglich aus Aleppo verdrängen, damit die Zivilisten endlich in Frieden leben können. Wird der Westen beim Aufbau helfen? Oder ist er vergrätzt, dass Russland die Rebellen, die vom Westen unterstützt werden, endlich besiegt hat?

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Erdogan: Türken sind seit 650 Jahren in Europa präsent. Genau. Der letzte Krieg, der die Türken aus Österreich warf, fand vor ca. 300 Jahren statt: 1714-1718. Aus Griechenland wurden sie vor ca. 150 Jahren hinausgeworfen. Die Erinnerungen an diese militärischen Auseinandersetzungen haben nicht gerade zu einem positiven Verhältnis beigetragen. Aber Erdogan meint das sicher positiv. Und das stimmt: Die Haremsbilder, die man sich im Westen so machte, sind ins kulturelle Gedächtnis eingebrannt. Wer kannte als Kind nicht noch das Lied: C-A-F-F-E-E trink nicht so viel Kaffee… – darf man das heute noch zitieren? Ich lass es mal lieber. Ich weiß, es gibt auch wirklich positive Verbindungen. Nicht zuletzt hat das Kaiserreich lieber geschwiegen, als in der Türkei die Armenier abgeschlachtet wurden – so eine Art Komplizenschaft. Das schweißt zusammen. Und die Türkei hat auch nicht nur positive Erinnerungen an Europa, denken wir an den Druck durch die jeweiligen Mächte: England, Russland usw.

Die Beziehungen müssen nun wirklich positiv werden. Und das wäre schön, wenn dem so würde. Aber dazu muss sich die Erdogan-Politik massivst ändern. Eher wird sich wahrscheinlich die EU der Türkei anpassen – allen Menschenrechten und Errungenschaften zum Trotz.

Aber hier positiv zu wirken, das wäre eine geschichtlich wirklich große Aufgabe. Stattdessen immer noch der Traum von einem Großosmanischen Reich, Macht über Nachbarstaaten. Alles wie gehabt. Aber der große Traum von einem guten Verhältnis der Türkei zu anderen Staaten, friedliche Beziehungen zu Europa – diesen träumt vielleicht ein anderer als Erdogan. Hoffentlich muss er nicht erst noch geboren werden. Es wird Zeit, diesen Traum umzusetzen.

(Nachtrag: Was war vor ca. 650 Jahren? 1453 wurde Konstantinopel erobert und das byzantinische Reich war zu Ende. Das einst große von orthodoxen Christen beherrschte Reich gehörte der Vergangenheit an. Und das erwähnt Erdogan positiv?)

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