Katholische Kirche und humanes Wirken

Aufgrund einer Anfrage eine knappe Darlegung zum Thema (s. http://blog.wolfgangfenske.de/2016/10/20/priesterinnen-und-zlibat/ )

Heute folgen in den weiteren Blöcken die Themen: Ehebruch, Homosexualität, Missbrauch, Hexenverfolgung, Abtreibung. Diese Darlegung ist Folge einer Anfrage, die ich bekommen habe, obgleich ich Protestant bin. Von daher wird auch die evangelische Kirche immer wieder knapp einbezogen.

Ich bitte von unten her zu lesen – denn dieser Beitrag ist die abschließende Bemerkung.

Die katholische Kirche wird aus der heutigen modernen mitteleuropäischen und nordamerikanischen liberalen Perspektive vielfach kritisiert. Viele Kritikpunkte wurden oben angesprochen. Darauf liegt der Fokus vieler in der Gegenwart, aber äußerst bedeutsam ist das, was die Christen der katholischen Kirche und die Christen insgesamt in der Welt leisten. In christlicher Tradition wird die Bildung groß geschrieben, Moral, das Gesundheitswesen, überhaupt die soziale Arbeit für Notleidende – und das ohne irgendwelche Grenzen zwischen den Menschen zu errichten. Das ist spezifisch christlich und von Jesus Christus herzuleiten. Sie hat andere Religionen und Kulturen darin beeinflusst, sodass auch sie die Bildung groß schreiben und das Gesundheitssystem forcieren. Die Impulse, die Christen gegeben haben und die dann von anderen aufgenommen wurden (z.B. das gesamte Sozialsystem in unserem Land war christlich, bis es säkularisiert vom Staat übernommen wurde) können bei einer sachlichen Betrachtung der Frage nicht übergangen werden.

Weltweit sind Mönche und Nonnen (um uns auf die katholische Kirche zu konzentrieren) sozial aktiv – und zwar vorbildlich aktiv. Selbst als es um Aids-Fragen ging und die Angst sehr groß war, haben sich in Afrika gerade Christen vorbildhaft um Aidskranke gekümmert. Man muss an die ganzen christlichen NGOs denken, die in allen Bereichen versuchen, die Lage der Menschen weltweit zu verbessern. Der christliche Glaube bringt eine neue Gesinnung in die Welt, die der grenzenlosen Menschlichkeit. Wie Menschlichkeit dann jedoch definiert wird, das ist unterschiedlich, denken wir dabei an das Thema Abtreibung.

Die katholische Kirche ist weltweit am Wachsen – vielleicht nicht unbedingt (zurzeit!) in Europa – aber sonst doch, und das bedeutet, sie bietet aufgrund ihres Glaubens an Jesus Christus sehr vielen Menschen Heimat, Gemeinschaft, Maßstäbe, die sie für sich und die Gesellschaft, in der sie leben, als gut ansehen, sie bekommen Trost und Halt über dieses Leben hinaus, sie bietet Lebenssinn im Engagement für andere – und ein Aufstieg in die höchsten hierarchischen Ebenen ist allen möglich – ich denke an Kardinal Sarah (die Biographie von Papst Franziskus ist mir nicht bekannt).

Die katholische Kirche ist eine Institution die 2000 Jahre lang aktiv ist. Und natürlich gibt es in diesen vielen Jahren sehr viele Fehler, die gemacht wurden. Ich möchte an das erinnern, was ich unter „Miteinander-Geschichte“ geschrieben habe. Das kann aber Christen nicht mehr entschuldigen, weil sie wussten, was Recht war und es nicht getan haben. Von daher verdanken Christen den Kritikern der Kirche sehr viel, da sie die Kirche im Grunde immer wieder zum Ansatz Jesu zurückgebracht haben. Kritiker schießen allerdings vielfach übers Ziel hinaus – aber das will ich jetzt nicht weiter vertiefen.

Eines sei noch angemerkt:

Aus welcher Perspektive sprechen bestimmte Argumente für oder gegen die katholische Kirche? Wir sind nicht neutral, auch der mitteleuropäische Mensch im Jahr 2016 ist nicht neutral – vor allem, weil es diesen „modernen“ Einheitsmenschen ja zum Glück selbst in Mitteleuropa noch nicht gibt. Wenn ich als evangelischer Christ das Eine oder Andere kritisiere, dann spricht das nicht gegen die katholische Kirche, sondern ist aus meiner Perspektive zu diskutieren.

Die katholische Kirche vertritt Menschen in aller Welt, aus allen Kulturen. Und wir Mitteleuropäer sind nicht das Zentrum der Welt, sondern nur eine Minderheit in diesem Weltchor der katholischen bzw. auch der christlichen Menschen. Von daher haben wir weltweit auch nur eine kleine Stimme einzubringen. Zudem sind wir nicht das Zentrum der Geschichte, sondern repräsentieren nur einen ganz kleinen Zeitabschnitt im großen Strom der Geschichte, der lange vor uns begann – und möglicherweise auch noch lange weitergeht. Die Kirche wird auch dann noch existieren, wenn keiner mehr an jetzige Zeitströmungen denkt.

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