Ich wundere mich immer wieder über meine Mitmenschen. Wenn ich einen Krankenhausbesuch (als Patient) vor mir habe, nehme ich mir viel Zeit. Manche kommen hin, setzen sich auf den Wartestuhl und fangen schon nach wenigen Minuten an herumzustressen, weil es so lange dauert. Ich habe einen wichtigen Termin… Und da fragt man sich: Warum legen sie ihren einzigen wichtigen Termin des Jahres gerade auf den Krankenhaustag?
Selbst alte Menschen, von denen man natürlich den Terminkalender nicht kennt, aber doch vermutet, dass das einzige, das sie verpassen, ein pünktliches Mittagessen ist: Stress. Ich habe keine Zeit hier herumzusitzen… Ist vielleicht auch psychisch bedingt: Wenn ich denke, ich lebe nicht mehr lange zu leben, dann ist auch eine längere Wartezeit zu lange.
Wenn man stationär im Krankenhaus ist und von netten Menschen zu den Untersuchungen gefahren wird, dann irgendwo hingestellt wird, dann heißt es: Warten. Man hat im Krankenzimmer ja eh nicht viel zu tun. Aber warum stressen die anderen herum, die ja im Krankenzimmer auch nicht viel zu tun haben? Vielleicht wollen sie ihren Mitpatienten möglichst schnell erzählen: Das dauert hier aber alles lang! Als Neuigkeit.
Und das betrifft Inländer wie Ausländer. Bei den Ausländern denkt man sich nur: In Indien – so habe ich gelesen – dauert es manchmal Tage, bis man beim Arzt, in einer Schlange stehend, an der Reihe ist und in manchen hat man überhaupt keine Ärzte. Mag natürlich in anderen Ländern gaaaaanz anders sein.
Aber vielleicht denken die Stresserinnen und Stresser auch ganz anders: Wenn man Stress macht, dann treibt man das faule Personal endlich an. Statt mit 25 kmh durch die Gänge zu rennen und 10 Arme zu haben, sollen sie das mit 80kmh tun und 200 Arme haben. Man sieht in seinem Herumstressen eine Art Krankenhauspersonal-Erziehungsmittel. Vielleicht will man die ruhigen Mitpatienten auch stressen, damit sie frühzeitig ins Grab sinken – dann ist man nämlich auch schneller dran.
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