Der Inder Vishal Mangalwadi schreibt im 4. Teil seines Werkes (Das Buch der Mitte) über Heldentum.
Muster eines Helden der Antike ist Alexander der Große, der skrupellos von Griechenland bis nach Indien als selbsternannter Gott die Völker durcheinander wirbelte. Kaiser Augustus gilt als Ideal eines Helden und Napoleon hat dieses Heldentum für sich wieder entdeckt. Ähnlich werden die Helden-Götter im Hinduismus als Machtwesen dargestellt. Daneben gibt es im Hinduismus die Helden, die sich selbst besiegen (Asketen). Auch der islamische Held ist ein Mann der Macht und Gewalt – fromm muss er aber sein.
Kreuzzüge und Eroberungen Südamerikas sind Folge einer Islamisierung des Christentums. Das Christentum selbst war friedlich, hatte andere Mittel, um seinen Glauben weiterzutreiben. [Ein Kurzkommentar: Da ist was dran, nur eine zu einfache Herleitung.] Es hatte eine ganz andere Vorstellung vom Heldentum. Ein Held, ein heiliger ist der, der an seinem Glauben festhält, auch wenn andere ihn, den Wehrlosen, zu töten drohen. Doch aufgrund der Eroberungszüge des Islam, hat dann die Kirche entsprechend reagiert, um sich zu verteidigen, aber dann auch, um wie der Islam, die Missionierung militärisch durchzusetzen. Das Christentum entfernte sich von seinem friedvollen Ursprung. So gibt es grausamste Berichte darüber, was Christen in Südamerika angerichtet haben. Aber noch im Mittelalter selbst gab es Kritik an der Gewalt. Thomas von Aquin stand dem Rittertum ablehnend gegenüber: Der Ritter sucht seine Ehre, brüstet sich der Tötungen und der Vergewaltigungen. Die Kirche versuchte diese Haudegen zu disziplinieren (Gottesfrieden, treuga dei), damit er die Zivilbevölkerung in Ruhe lässt. Es galt einer als Held, der tapfer und loyal war – sich aber an die Rittertugenden hält. Ritter wurden der Kirche untergeordnet – auch durch die geistlichen Ritterorden: Sie dienen Gott und der Kirche und nehmen sich der Schwachen an (Sir Gawain and the Green Knight). Die Templer wurden gegründet, die für das sichere Finanzwesen Bedeutung erlangen sollten. Aber da das Christentum mit Bewaffneten grundsätzlich nichts anzufangen wusste, hatte das Rittertum keinen Bestand. Die Devotio Moderna entstand – die Nachfolge Christi, die innere Ritterschaft. Dann galten Leute als Helden, die sich von der katholischen Kirche nicht unterkriegen ließen, eine Art moderner Heiliger: Jan Hus, John Wyclif, Martin Luther, William Tyndale, John Knox. Urbild des Helden war Jesus Christus. Er, der König der Könige war gekommen, um den Menschen zu dienen. Der irdischen Macht huldigen – das ist eher eine satanische Angelegenheit. “Unter Heldentum verstand man nun einen starken Glauben, der sich weder dem Bösen noch der Falschheit beugt. Man verstand darunter einen Glauben, der über die letzte Waffe Satans triumphiert, über die Furcht vor dem Tod.” Das führt zur Lebenshingabe an Gott. Diese Helden machten Fehler, große Fehler zum Teil. Aber sie brachten ein neues Denken: Helden sind Diener.
Die Kirche wurde mächtig, Macht verblendete sie. Und so wurden Nachfolger Christi durch die Kirche verfolgt wie in den Jahrhunderten zuvor durch das heidnische Rom. Doch die Kirche wurde verändert – durch diese Heden verändert – vor allem auch durch die Bibelübersetzer: Tyndale, Luther, Erasmus. Durch die Bibel ging den Menschen die Augen auf: Nicht Herrscher sind absolut, sie sind Gott untergeordnet. Überall auf der Welt begann man durch die Missionierung in den Kolonien in der Bibel zu lesen – und dadurch gleichzeitig die Unmenschlichkeit in den Kolonien mit der Bibel zu bekämpfen.
“Die Bibel bleibt eine Bedrohung für alle, die wollen, dass der Mensch mehr Macht hat als Gott. Sie bleibt auch eine Bedrohung für jene, die an einer Kultur der Unterdrückung auf der Grundlage von Lüge und Sünde festhalten wollen.” Und so wird die Bibel als Bedrohung empfunden, sowohl von den hinduistischen Extremisten als auch von den westlichen Intellektuellen. Sie erhebt den Anspruch, Wort Gottes zu sein – und alles, was nicht mit ihr übereinstimmt, schadet dem Menschen.
(Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen.)