Christen verändern die Welt (4): Nächstenliebe+Krankenhäuser

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Alvin J. Smith sieht, dass Christen auch mit Blick auf Nächstenliebe die Welt verändert haben. Die Römer praktizierten liberalitas, die Christen caritas. liberalitas bedeutet Freigebigkeit mit Blick darauf, dass man etwas zurückbekommt. Caritas ist Liebe, der es um den anderen geht, und die nicht darauf bedacht ist, etwas zurückzubekommen. Gottesdienst bei den Römern bedeutete, den Göttern etwas zu spenden, Christen spendeten den Menschen – das ist Gottesdienst. Christen halfen jedem, der um Hilfe bat – und das auch  noch freiwillig. Die Mildtätigkeit von Privatpersonen ohne Blick darauf, dass man etwas zurückbekommt, sei in der Antike weitgehend unbekannt gewesen.

Zudem war Barmherzigkeit nicht besonders ausgeprägt. So soll sogar der große Philosoph Plato gemeint haben, dass man einen Sklaven, der nicht mehr arbeitsfähig sei, sterben lassen sollte. Die Unbarmherzigkeit ging soweit, dass sogar der Kaiser Julian, der Christ gewesen war und das Heidentum wieder aufrichten wollte, darüber klagte, dass Christen bei einer Pest aufopfernd helfen, während seine geliebten Nichtchristen nichts tun. Hungernde, Kranke, Sterbende, Behinderte, Waise waren in den Augen antiker Menschen wertlos. “Viele Nichtchristen behaupten (sc. in der Gegenwart), auch ohne Religion ein `anständiges Leben´zu führen. Sie haben jedoch völlig vergessen, wo der Ursprung der `Anständigkeit´ liegt.” (J. Stamp)(155) Sogar der große Seneca sagte: Wir ertränken Neugeborene, die schwächlich und missgebildet sind. Diese unbarmherzigen Sitten verteidigte man so intensiv, dass ein Christ im 2. Jahrhundert getötet wurde, weil er missgebildete Kinder pflegte und beschützte.

Bevor Christen anerkannt waren, zogen sie Waise privat auf. Nach 313 begann man Waisenhäuser zu bauen. Das durchzog dann die gesamte Kirchengeschichte. Ein weiterer Versuch, Waisen zu helfen, war das Paten-Amt. Paten sollten Kinder, die ihre Eltern verloren haben, unterstützen. Im 5. Jahrhundert wurden die ersten Altenheime errichtet. Gegen Kinderarbeit kämpften Christen aus dem 19. Jahrhundert, besonders Lord Shaftesbury. Und so waren Christen der Motor für Sozialarbeit durch die Jahrhunderte hindurch. Sobald ein soziales Problem als ein solches erkannt wurde, haben sich Christen dagegen eingesetzt. Die christliche Sozialfürsorge wurde dann später vom Staat übernommen.

Aber es besteht ein Unterschied zwischen soziales Handeln der Kirche und das des Staates, so Smith: Die Kirche fördert das Tragen von Eigen-Verantwortung, der Staat fördert das Nehmen.

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In der Antike gab es auch keine Krankenhäuser, sondern höchstens so etwas wie Lazarette. Im Jahr 325 wurden alle Bischöfe aufgefordert, in Orten mit Kathedralen ein Hospiz einzurichten. Ebenso entstand in dieser Zeit die Krankenpflege. Die Einführung der Krankenhäuser und Krankenpflege, die immer weiter ausgebaut und weiter entwickelt wurden, wurde dann im Laufe der Zeit weltweit aufgegriffen. Wie Waisenhäuser errichtet wurden, wurden auch im 4. Jahrhundert Häuser für geistig Behinderte eingerichtet. Klöster übernahmen deren Pflege – aber dann hat man die Liebe nicht mehr beachtet, sondern sie unmenschlich in kerkerartigen Unterkünften untergebracht. Erst der Theologe und Arzt Pinel (in den USA: Dorothea Dix) hat sich massiv für die angemessene Unterbringung geistig Behinderter eingesetzt. Dorothea Dix sagte denen, die geistig Behinderte unmenschlich behandelten: “Ich erkläre, dass Sie keinen Anstand besitzen und keine Christen sind.”

Jean Henri Dunant gründete 1864 das Rote Kreuz, die Auswirkungen sind bekannt und müssen hier nicht dargestellt werden. Dunant sagte auf seinem Sterbebett: “Ich bin ein Jünger Christi wie im ersten Jahrhundert und sonst nichts.” (197) 1876 wurde diese Idee von der Türkei übernommen und der Rote Halbmond gegründet.

Ich habe in der Wiedergabe nur wenige Namen genannt. Sehr, sehr viele Namen sind mit der Gründung und Weiterentwicklung des sozialen Engagements verbunden. Noch mehr Namen sind gar nicht bekannt, denn Christen sind Mannschaftskämpfer – manchmal kennt man den Kapitän, aber was ist ein Kapitän ohne Mannschaft?

Warum waren Christen in dieser Hinsicht so innovativ? Jesus machte es vor und ließ die Menschen mit ganz anderen Augen erblicken.

Soweit das 5. und 6. Kapitel des Buches von Smith: Wie das Christentum die Welt veränderte. Fortsetzung folgt. (Eine abschließende Bewertung des Buches werde ich nach der letzten Darstellung bringen.)

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