Schön, dass hier Cicero nicht von den modernen Atheisten/Humanisten vereinnahmt wird. Er wird jedoch als einer gesehen, der auf das Christentum vorgreift: http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article147512758/Caesar-war-in-Wirklichkeit-ein-Menschenschlaechter.html Und so wird auch gesagt, dass Cicero von der Kirche als "ehrenhafter Heide" bezeichnet wurde.
Es gab viele Menschen, die von Christen bewundert wurden und auch dem christlichen Denken nahe standen, ohne Christen zu sein. Und das haben die großen christlichen Philosophen der Frühzeit auch anerkannt. Platon, Cicero, Seneca… wie sie alle heißen. Das Christentum war die Religion, die aus seiner Jesus-Nachfolge gelernt hat, was an manchen Philosophen und anderen "christlich" war. Getreu dem Motto des Paulus: Prüfet alles, das Gute behaltet. Und so hat man rhetorisch, philosophisch viel von den Großen – vor allem Platon/Platonisten und den Stoikern gelernt.
Die ersten christlichen Philosophen waren bekanntlich vom Heidentum zum Christentum übergelaufen, haben also dieses Wissen mit ins Christentum hinübergebracht. Und was die Christen dann gemacht haben, das war wichtig: Die guten Seiten der heidnischen Philosophie haben sie auf einen breiteren Kreis der Bevölkerung übertragen. So kam die Philosophie in die Niederungen des Volkes. Das ist vergleichbar mit den Opfern: Manche Heiden wie manche Juden haben das Tieropfer abgelehnt – haben es aber nicht durchsetzen können und selbst daran festgehalten. Erst das Christentum hat dann diesen Ansatz weiter verbreitet. Christen – nicht unbedingt "das Christentum" – haben aus Religionen und Philosophien Wesentliches entnommen und für sich fruchtbar gemacht.
Man kann natürlich sagen: Christen klauen alles, was Menschen wertvoll ist. Man mag auch sagen, Christen reinigen Philosophien und Religionen von dem, was unmenschlich ist, um sie menschlicher zu machen.
Christlicher Glaube ist nichts, was der Menschheit aufgepfropft wurde, denn Gott hat – wie man früher sagte – seinen Samen in die Menschheit gelegt. Heute würde man eher sagen: Gottes Geist (Gott der Erhalter) durchweht auch die Menschen unabhängig vom christlichen Glauben, sonst hätten sie sich schon längst vernichtet. Warum sind die Menschen, von denen Jesus in Mt 25,31ff. spricht gut zu Notleidenden, obwohl von deren Glauben nicht die Rede ist? Weil der Mensch Geschöpf Gottes ist, hat christliche Ethik den Anspruch, weltweit und allgemein gültig zu sein. So gelten die 10 Gebote oder das Liebesgebot nicht nur Juden und Christen, sondern sie sind universal gültig – und das wird auch von den Menschen anerkannt, die entsprechend auf das Wirken Gottes – ohne es direkt wahrnehmen und herleiten zu können – achten.
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