Ich las neulich auf Facebook: „Menschen, sie sich Christen nennen aber mehr rechtes Gedankengut als Evangelium verbreiten, sich mehr gegen als für Menschen einsetzen und selbstgerecht mit dem Finger auf andere zeigen, sind keine Christen, sondern eine schande für die Christenheit.“ Ein sehr schöner Satz. Nur: Was bedeutet er? Was ist rechtes Gedankengut? Da kann jeder einlesen, was er will, von Hitler bis zu konservativen Gedanken, denn heute ist bekanntlich alles rechts, was nicht links ist. Zudem: Wer zeigt in diesem Satz selbstgerecht auf Christen? Eben der Sprecher des Satzes.
Aber das soll nicht das Thema sein. Ich werde auch kritisiert, weil ich kritisiere. Doch wer verbietet Christen, das zu kritisieren, was sie für falsch halten – eben falsch, weil es nicht Gottes Willen entspricht? Wir finden Kritik an Sünde im gesamten Neuen Testament und damit auch Kritik am Sünder, der sich nicht Gott unterordnen will. Wir finden prophetische Stimmen, die knallhart den Herrschern Gottes Sicht geigen.
Und in diesem Zusammenhang passt dann unsere Kanzlerin Merkel: http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/merkel-christsein-leben-statt-aengste-schueren-93266/ Christen sollten keine Ängste schüren. Ich bin derselben Meinung. Aber sie sollten Politik vor Naivität warnen. Sicher: Christen sollten ihren Glauben leben. Dazu gehört es aber auch, der Politik zu sagen: Leute, hier geht ihr den falschen Weg. Ich denke, Merkel sagt diesen Satz nicht den Christen in Syrien, Irak, Pakistan, Ägypten… – sondern ihren Landsleuten. Aber die Christen ihres Landes leben in Verbindung mit den Brüdern und Schwestern in den anderen Ländern und sie sehen, wie es diesen in islamischen Ländern ergeht. Und sie sehen, dass wenn Muslime eine bestimmte Prozentzahl der Bevölkerung stellen, es aus ist mit der Freiheit, weil Extremisten, Islamisten, äußerst Fromme die Oberhand gewinnen. Und von daher sollte sich Frau Merkel nicht wundern, wenn Christen nicht nur Ja und Amen zu ihrer Politik sagen, sondern auch sagen, was ihnen in dieser Beziehung überhaupt nicht gefällt. Nicht Ängste schüren, nicht verletzen, sondern sachlich, faktenreich, argumentativ.
Kritik sollte nicht negativ gesehen werden, sondern aufbauend. Es gibt destruktive Kritik in dem Sinne: Du änderst dich nie, oder konstatierend: Das ist Blödsinn oder: Shitstorm. Destruktive Kritik sollte verpönt sein, aber nicht Kritik, die hilft, Augen zu öffnen.
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