Alle Institutionen verlieren Menschen: Parteien, Gewerkschaften, Kirchen – und auch die Medien: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/journalismus-in-der-krise-das-ende-des-medienmonopols-a-1011015.html
Es zerfasert und vereinzelt sich alles. Man will nicht mehr von Parteien vertreten werden, die nur einen kleinen Teil der eigenen Meinung vertreten, Gewerkschaften versteht man sowieso nicht mehr, es geht doch alles gut, Kirchen – ich mache mir meinen eigenen Glauben – Patchwork Religion ist angesagt, es gibt keine Wahrheit, nur das, was ich für wahr halte, und Medien – ich mache mir meine eigenen Informationen.
Medien, die diesen Individualismus gefördert haben, werden nun selbst abgelehnt. Neulich las ich irgendwo: Familien haben ausgedient – man stellt sich selbst zusammen, mit wem man leben möchte. Die Angriffe auf Familien als eine letzte Bastion ist folgerichtig.
Nicht ganz ohne Schadenfreude möchte man sein, wenn diejenigen, die das mit zu verantworten haben, eben ideologisierte Medien, selbst davon betroffen werden. Sie sahen ihren Ruhm darin, alles zu zerfasern: Die Revolution frisst ihre Kinder. Von daher möchte ich ein mediales Gejammere nicht hören. Wie konnten Medien denken, dass sie davon ausgenommen werden würden? Medien haben Autoritäten zerfleddert – und nun zerfleddern ihre Leserinnen und Leser die Zeitungen. Aber auch die Zeitungen zerfleddern sich selbst. Für jede Gruppe gibt es zig Zeitungen und Zeitschriften und immer wieder kommen neue auf den Markt. Wer soll die alle lesen, geschweige denn bezahlen?
Ich bin gespannt, wo dieser Individualismus endet. Im Kampf jeder gegen jeden?
Die Stärke der frühen Christen – begonnen mit Jesus – war es, die Gemeinschaft hoch zu halten und das Individuum zu fördern. Beides tun. Und auf diese Stärke sollten wir uns immer wieder besinnen. Gemeinsames Singen, Feiern, Trauern, Speisen, Beten – aber jedem Individuum wird der ihm angemessene Raum gelassen. Paulus spricht vom Leib (= Gemeinschaft) und den einzelnen Gliedern (= Individuen) – aber eben nicht als künstliche Gemeinschaft, sondern als Leib Jesu Christi, das heißt, wir haben die Einheit in Jesus Christus durch den Geist Gottes. Dieses Band ist fester als das der beliebig zusammengewürfelten Gemeinschaften, die es nur auf Zeit oder Projekt bezogen gibt. Wenn wir das wieder bieten können: Gemeinschaft verbunden mit Freiheit des Individuums – im Geist Gottes – ich denke, dann haben wir nicht zu klagen.
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