Ich muss Broder auch einmal widersprechen: Ich sehe das nicht so, dass Schriftsteller nur unterschreiben, um sich wohlzufühlen. Und in diesem Zusammenhang ist der Hinweis, ob die Boko Haram die Mädchen freilässt usw. – unangemessen.
Auch ich frage mich, nach welchen Kriterien diese Aktionen ausgewählt werden, aber wir haben gelernt, wie wichtig es ist, die Öffentlichkeit über Themen zu informieren – und wenn es auch noch mit den Werken der Betroffenen geht, das ist doch gut!
Vielleicht haben sie im nächsten Jahr eine solche Aktion, in der Briefe oder Tagebuchnotizen, Appelle von Eltern, Texte befreiter Mädchen vorgelesen werden. Wenn sich so etwas etablieren würde – so zum Beispiel Texte von denen vorlesen, die den Krallen Nordkoreas entkommen sind… – das wäre klasse.
Schriftsteller müssen sich einmischen – und alle, die Broder nennt, sollten sich einmischen: Juweliere, Konditoren, Optiker, Apotheker, Drogisten, Friseure… – und es wäre gut, sie auch dazu motivieren zu können. Warum sollten Schriftsteller schweigen, weil andere Berufsgruppen auch schweigen? http://www.welt.de/kultur/article134222396/Hauptsache-unsere-Schriftsteller-fuehlen-sich-wohl.html
Hinter dem Artikel steht das Misstrauen gegen die Arroganz, als Schriftsteller hätte man den Durchblick – gibt es den bei Journalisten nicht? Ich verstehe schon. Nur: Wenn Schriftsteller sich für eine gute Sache einsetzen – ist es gut.
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