Christologie und Trinität und Kōan

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Es ist mir bekannt, dass die Zwei-Naturen-Lehre (Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch gleichzeitig) und die Trinitätslehre (Christen glauben an einen Gott: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist) aus einer anderen Tradition kommen als der buddhistische Kōan.

Die Frage stellt sich, ob man aus dieser Tradition jedoch nicht einen neuen – vielleicht hilfreichen – Zugang finden kann. Was ist ein Kōan? Ein Kōan ist ein Satz, den ein Zen-Meister seinem Schüler sagt – und er hat nun die Aufgabe, den Sinn des Satzes intuitiv zu erfassen. Das Ziel: Der buddhistische Schüler soll in der Meditation “erkennen”, dass er ein Teil des Ganzen ist.

Bezogen auf die christologische Frage und die Trinität: Wir können sie logisch nicht erfassen, aber durch das Nachdenken über sie, nähert man sich dem an, als der Gott sich zeigen will.

Aber wir müssen nicht so weit nach Asien gehen. Jesus erzählt Gleichnisse. Ein paar Gleichnisse dienen dazu, dass man ein Teil des Erzählten wird. So erzählt Jesus das Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Während er erzählt, identifiziert man sich und sieht sich als der verlorene Sohn an, der einsam ist und verlassen und sich nach Hause, zu seinem Vater sehnt – und man wird für das handeln Gottes in Jesus geöffnet. Oder man identifiziert sich mit dem älteren Sohn, der neidisch ist und wird auch so zur Erkenntnis geführt, dass man auch Kind Gottes ist – und einem alles gehört, was der Vater besitzt.

Das heißt: Man denkt über das Gleichnis nach, wird ein Teil des Gleichnisses, die Welt Gottes eröffnet sich mir. Es muss kein rationaler Akt sein, kein “Erkennen” im verstandesmäßigen Sinn, sondern ein “Sich-Hineinnehmen-Lassen” in Gottes Welt.

Eine ähnliche Tradition gab es bei den alten Ägyptern: Menschen ließen auf ihrem Grabstein einen weisen Satz meißeln, der Wanderer, der vorbei kam, las ihn und hatte auf seinem Weg etwas nachzudenken – nach-denken heißt, das gelesene wird zu einem Teil des Nach-Denkenden.

Wir haben unterschiedliche Ansätze – aber alle bedeuten: Das Gesagte erschließt sich nicht sofort dem Gehirn, sondern dringt tiefer in den Menschen ein – der Mensch wandelt und verwandelt sich.

Und vielleicht hilft dieses Wissen auch, die Sätze in ihrem Wesen – nicht allein logisch – nachzuvollziehen:

* Jesus Christus – wahrer Gott und wahrer Mensch.

* Ein Gott – Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist.

kleeblatt (Vierblättriges Glücks-Kleeblatt = Trinität (ein Blatt besteht aus drei Blättchen + dem Ich-Blättchen, dass ich zu Gott Vater, Sohn und Geist dazu gehören darf – und das macht glücklich)

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