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In dem Heft "Augustus" (ZeitGeschichte 2,2014, 20 ) schreibt der Althistoriker Werner Dahlheim zu Lukas 2,1: "Diese Verknüpfung der kaiserlichen Order mit der Geburtsgeschichte Jesu wirkte lange nach. Das Imperium Roms und sein Kaiser als Retter und Heiland ordneten sich in den göttlichen Heilsplan ein. Augustus hätte dieser Deutung gewiss zugestimmt. Nicht so der Nazarener, der zum Mann geworden war, als ihn in einem stillen Winkel Galiläas die Nachricht vom Tod des Kaisers erreichte. Denn seine Predigt galt nicht einem Paradies in dieser, sondern in der jenseitigen Welt. Dorthin öffnete nur der Tod das Tor. Und der Retter, der den Weg wies, konnte auch kein Mensch sein, der zum Gott wurde, sondern nur ein Gott, der Menschengestalt annahm."
Dazu nur eine Anmerkung: Jesus ließ die irdische Gegenwart nicht kalt. Er erwartete in der kommenden Gottesherrschaft Liebe, Gerechtigkeit, Frieden… – und entsprechend hat der Mensch sich jetzt schon zu verhalten. Man kann die Zukunftserwartung Jesu nicht von dem Versuch lösen, die irdische Gegenwart zu verändern. Die Gegenwart ist engstens mit der Zukunft verknüpft.
Dieses Heft über Augustus birgt eine Menge interessanter Darlegungen (pars pro toto: http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2014/02/octavian-augustus-machtkampf ) – auch in Hinsicht der Frömmigkeit des – ich würde sagen – größten römischen Herrschers. Die Bedeutung des augusteischen Zeitalters für die Formulierung des christlichen Glaubens hätte intensiver dargelegt werden können: Augustus als Teil des Heilsplanes Gottes, sein Titel: Augustus, als Sohn Gottes, sein Friedensreich, sein Evangelium, er als Retter… Augustus lebte von von 63 v. Chr., wirkte ab 44v.Chr. – 14n.Chr., lebte und wirkte also recht lange – Jesus lebte von ca. 7.v.Chr. bis ca. 30n.Chr. und wirkte höchstens drei Jahre.
Und dieser Jesus von Nazareth ist ein vollkommenes Gegenbild zu dem Herrscher Augustus: In seinem Kreuzestod erweist er sich als Sohn Gottes (Markusevangelium) nicht in seinen militärischen Erfolgen – die er durch das Feindesliebegebot ablehnt; sein Friedensreich gilt den Benachteiligten der Gesellschaft und wird Gottes Reich sein, nicht das eines Menschen. Evangelium, frohe Botschaft ist die Botschaft von Gottes Menschwerdung, der Befreiung des Menschen von Sünde und Ermöglichung des ewigen Lebens. Der Auferstandene Jesus Christus wird im Johannesevangelium angesichts der Foltermale als “Mein Herr und mein Gott” bezeichnet… Man kann noch sehr viel zu diesem Gegenbild gegen Augustus sagen – der Herrscher, der dennoch von Gott eingespannt wurde, um das Heilswirken Gottes in Gang zu setzen (Lukasevangelium). Augustus-Lorbeerkranz wird von Christi Dornenkrone abgelöst…. Ein Vergleich ist äußerst spannend. Übrigens vor allen Dingen finde ich interessant, dass Augustus schon über 50 Jahre tot war, als dieser Gegenentwurf verschriftlicht – Evangelium – wurde.
Als ich das erste Mal die 4. Ekloge Vergils gelesen hatte, war ich schon sehr überrascht – muss ich sagen… – ein römischer Jesaja… http://www.gottwein.de/Lat/verg/ecl04.php
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