Frieden schätzen

P1060119

Man darf nicht leichtfertig den Krieg herbeireden – auch dann nicht, wenn man meint, man rede aus der Position des Stärkeren. Es geht nur mit Dialog – auch wenn der andere einem noch so irrational begegnet. Man kann natürlich wie im Kalten Krieg eine militärische Mauer aufbauen und immer wieder darüber reden und sie potenzieren. Wir haben heute noch diese Mauer, das weiß jeder, und auch jeder weiß, wann er diese Mauer übersteigt, dann wird es schlimm.

Von daher muss das Ziel sein, die militärischen Mauern einzureißen und die wirtschaftliche, künstlerische, gesellschaftspolitische Verflechtung zu fördern. Das ist stärker und zukunftsweisender als die alte Kanonenpolitik des 19. und 20. Jahrhunderts. Mich haben einige Stimmen solcher Rückwärtsgewandten in den Medien und der Politik (zum Glück nicht bei uns in D – da war die Politik klüger als mancher Journalist) aufgeschreckt. Wie schnell kann medial der Krieg herbeigeredet werden!

Den Frieden, den wir und andere (!) haben, schätzen lernen – damit es nicht eines Tages zu spät ist. Hermann Hesse hat 1914 das Gedicht geschrieben:

Jeder hat´s gehabt, / Keiner hat´s geschätzt, / Jeden hat der süße Quell gelabt, / O wie klingt der Name Friede jetzt! // Klingt so fern und zag, Klingt so tränernschwer, / Keiner weiß und kennt den Tag, / Jeder sehnt ihn voll Verlangen her. // …

Das ganze Gedicht: http://www.silyrik.de/cgi/si_getitem.pl?idx=193040605

*

Zu dem Thema auch sehr schön Schiller:

O schöner Tag! wenn endlich der Soldat
Ins Leben heimkehrt, in die Menschlichkeit,
Zum frohen Zug die Fahnen sich entfalten,
Und heimwärts schlägt der sanfte Friedensmarsch.
Wenn alle Hüte sich und Helme schmücken
Mit grünen Maien, dem letzten Raub der Felder!
Der Städte Tore gehen auf, von selbst,
Nicht die Petarde braucht sie mehr zu sprengen;
Von Menschen sind die Wälle rings erfüllt,
Von friedlichen, die in die Lüfte grüßen –
Hell klingt von allen Türmen das Geläut,
Des blut’gen Tages frohe Vesper schlagend.
Aus Dörfern und aus Städten wimmelnd strömt
Ein jauchzend Volk, mit liebend emsiger
Zudringlichkeit des Heeres Fortzug hindernd –
Da schüttelt, froh des noch erlebten Tags,
Dem heimgekehrten Sohn der Greis die Hände.
Ein Fremdling tritt er in sein Eigentum,
Das längstverlaßne, ein; mit breiten Ästen
Deckt ihn der Baum bei seiner Wiederkehr,
Der sich zur Gerte bog, als er gegangen,
Und schamhaft tritt als Jungfrau ihm entgegen,
Die er einst an der Amme Brust verließ.
Oh! glücklich, wem dann auch sich eine Tür,
Sich zarte Arme sanft umschlingend öffnen –

Kopie aus: http://gutenberg.spiegel.de/buch/3306/5 (Wallenstein 5)(Trilogie beendet 1799)

Impressum auf www.wolfgangfenske.de

KategorienAllgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert