Ein Artikel von Broder: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article121551867/Der-9-November-als-grosses-Erlebnis.html
Auch ich werde an einer Veranstaltung teilnehmen, die die Reichspogromnacht in Erinnerung ruft. Das ist wichtig.
Wie jeder Blogleser weiß, bin ich freilich nicht der Meinung, dass in der Gegenwart nicht auch Versuche gestartet werden, Menschenrechte von allen möglichen Seiten, links wie sonstwie in unserem Land einzuschränken. Dass es in der Gegenwart Probleme gibt, die auf Antworten warten, man sie aber gerne aussitzt oder verharmlost. Dass der Antisemitismus nicht auf Rechtsextreme bzw. National-Sozialisten zu beschränken ist. Ich weiß auch, dass Judenpogrome im 19. Jahrhundert oder in anderen Staaten für die unwissenden Menschen der Gegenwart keine Rolle spielen, weil das, was die National-Sozialisten getan haben, für sie alles andere in den Hintergrund drängt.
Dennoch halte ich eine Erinnerung an die Pogromnacht für relevant. Ich hoffe, der Blick in die Vergangenheit öffnet Menschen der Gegenwart die Augen für Menschenverachtung in unserer Zeit. Aber nicht nur. Das wäre naiv, denn jede Zeit rast wieder in ihre eigenen Abgründe hinein. Dass jeder aus der Geschichte etwas lernt – ich bin skeptisch, aber man soll den Versuch nicht aufgeben.
Was mir ein größeres Anliegen ist: Menschen, die anderen Menschen zum Opfer gefallen sind, dürfen, so gut es geht, nicht vergessen werden. Das Ziel der kriminellen Ideologen ist es, Opfer möglichst verschwinden zu lassen. Und das darf nicht sein, dass die Menschen vergessen werden, dass sie in der Vergangenheit verscharrt werden, wie die Ideologen sie in den Massengräbern verscharrt haben, um ihnen die Identität zu nehmen, sie dem vergessen anheim geben wollten.
Das ist mein Anliegen – und vielleicht bringt es manchen Blogleser und Blogleserin dazu, sich zu einer der zahlreichen Veranstaltungen aufzumachen.
Ein gewisses Grausen überkommt mich freilich bei solchen Veranstaltungen dann, wenn Ideologen der anderen Seite Wortführer sind – deren Ideologie ebenfalls Millionen Menschen auf dem Gewissen haben.
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