Menschen machen Erfahrungen mit Gott. Diese Erfahrungen finden Eingang in bestimmten Bildern: Gott als Hirte, Burg, Vater, König, Sonne, Kriegsherr (Zebaoth), El Schaddai usw. Diese Worte sind Ausdruck der jeweiligen Gottesbeziehungen. Manche von diesen kann das jeweilige Individuum je nach Lebenssituation aufgreifen, es findet seine Beziehung darin gut wiedergegeben. Wenn allerdings einer sagt, dass Gott nur Kriegsherr ist, oder Gott nur auf eine romantische Form von Liebe (z.B. unter Missachtung der Gerechtigkeit) reduziert, wird man ihm nicht gerecht. Denn die vielen Gotteserfahrungen, die Menschen Wort werden lassen, sagen mehr über sein wahres Wesen aus als Reduktionen. Ohne damit behaupten zu wollen, dass die Fülle der Gottesbilder ein Gesamtbild ergeben könnten und dass sie alle angemessen sind. Sie widersprechen sich ja auch zum Teil, womit sie nichts als Ausdruck unseres begrenzten Denkens und Sprechens sind. Gott selbst ist ein Geheimnis, dem wir uns im Glauben annähern können.
Menschen machen sich genauso Bilder von Menschen. Wie ist der Mensch, wie sollte der Mensch sein? Die einen sehen ihn als Verstandesmenschen, als Hirni, andere sehen ihn als explodierende Emotion, andere versuchen, beides miteinander zu kombinieren; wieder andere sehen ihn als Seelenwesen, wohl wissend, dass sowas wie Seele erst einmal definiert werden müsste, bevor man beginnt, sie im Körper, der Psyche usw. zu suchen. Andere sehen ihn als Wolf oder Schaf, als Sklave des Schicksals, als Wollender und nicht Könnender – als Könnender aber nicht Wollender. Als ein Wesen, das zu seinem Glück gezwungen werden muss – durch Glückliche, die sich über ihn aufblähen. Menschen, als unvollkommene Körperwesen, die technisch aufgemotzt werden müssen. Der Mensch, im Spannungsfeld des Himmlischen und Irdischen, des Ewigen und Vergänglichen, des Kulturellen und Barbarischen. Wir machen uns Bilder von Menschen – vom animalischen, moralischen bis hin zum Übermenschen. Und auch hier: Der Mensch ist Ebenbild Gottes. Als solches ist auch er ein Geheimnis – wie Gott eines ist. Eine Verabsolutierung eines Menschenbildes wird dem Menschen nicht gerecht.
Und wenn auch das Menschenbild nicht verabsolutiert werden darf, das den Menschen nur in seinem Naturrahmen zeigt, dann ist man offen für die Bereiche, die den Rahmen der Natur sprengen: für seinen Glauben.
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