Einverständnis einholen vor Sex

Das wird sicher noch kommen, dass jeder Mensch, der mit einem anderen Menschen Sex haben will, das vor jedem Zusammensein vor Zeugen laut vernehmlich äußert und unterschreiben lässt, damit hinterher keiner kommen kann und sagt: Das war aber nicht einvernehmlich! Ich würde sagen: Das geht nur mit Notaren, denn die Zeugen könnten bestochen sein oder sonst irgendwie parteiisch: https://www.focus.de/politik/ausland/vergewaltigungs-gesetz-schweden-muessen-sich-vor-sex-genehmigung-einholen_id_8013626.html

Interessant ist dieser Beitrag vom Juli, der erklären möchte, warum die Vergewaltigungsrate in Schweden so hoch ist: http://www.fr.de/politik/rechtsextremismus/mythen-der-rechten/schweden-mehr-vergewaltigungen-a-1313296

Armes Schweden.

Vielleicht gibt es bald Sextourismus anderer Art: Schweden reisen in die anderen europäischen Länder, um mal ganz normal miteinander schlafen zu können – ohne Misstrauen des Staates befürchten zu müssen.

Die Gesinnung muss geändert werden. Gesetze helfen nicht.

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Frauenbadetag und Integrationsbeiräte

Das aus dem Ruder gelaufene Frauenbaden soll mit Hilfe von Integrationsbeiräten bewältigt werden: Gute Idee: https://www.focus.de/politik/deutschland/sicherheitsdienst-soll-helfen-haarefaerben-und-picknick-im-becken-frauenbadetag-sorgt-fuer-aerger-in-hannover_id_7989967.html

Sehr gute Idee. Ich schrieb am 17.12.:

Ich dachte immer, solche Probleme ließen sich mit den jeweiligen Gruppen, die unbedingt einen Frauenbadetag haben wollen, lösen.

Warum nicht gleich so?

Kurios ist, dass man das Problem der Öffentlichkeit verschweigen wollte. „Das Thema sollte eigentlich nicht an die Öffentlichkeit kommen“. Indem man so etwas verschweigen will – und das auch noch zugibt, sät man Misstrauen. Misstrauen ist das Letzte, was wir im Land benötigen. Offenheit und zügig Missstände abstellen – das sollte die Devise sein. Nicht: Verschweigen.

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Zustände

Zustände: https://www.welt.de/politik/deutschland/article171724118/Berliner-Kammergericht-Islamistischer-Gefaehrder-per-Gerichtsbeschluss-auf-freiem-Fuss.html

Hierzu passend dieser Beitrag: https://www.cicero.de/innenpolitik/terror-staatsversagen-breitscheidplatz-verantwortung-politiker

Die Kluft zwischen politischen Beteuerungen und der nackten Realität vergrößert sich stetig

Die Politik muss gehörig aufpassen, dass sie nicht (den letzten Rest ?) an Glaubwürdigkeit verspielt. Wenn wir ständig aus PolitkerInnen-Mund hören: Wir haben alles im Griff – und immer wieder sichtbar wird: Das sind Beruhigungspillen, dann kommt das nicht so gut an.

In dem Beitrag wird auch noch einmal das Versagen darin angesprochen, dass in einer Ausstellung ein islamistischer Terrorist als Märtyrer neben Martin Luther King bzw. Sokrates gestellt wird. Vom Staat bezuschusst…

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Apropos vom Staat bezuschusst: Das ist auch interessant: Parteinahe-Stiftungen bekommen im Jahr deutlich über 500 Millionen Euro. Und was machen manche mit den Steuergeldern? https://www.focus.de/politik/deutschland/stresemann-enkel-schockiert-das-ist-derart-dreist-afd-will-stiftung-gruenden-der-name-sorgt-fuer-empoerung_id_8034161.html

Vielleicht sollten sie wieder einmal in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Diskussion versandete irgendwie 2015: http://www.deutschlandfunk.de/parteienfinanzierung-die-steuermillionen-fuer-politische.724.de.html?dram:article_id=315720

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Auch das sind Zustände, die danach schreien, dass grundsätzlich etwas geändert wird. Aber was?: https://www.focus.de/regional/leipzig/prozess-in-leipzig-rueckfaelliger-kinderschaender-wegen-67-fachem-missbrauch-angeklagt_id_8034117.html

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Mutmaßlicher Islamist, der mutmaßlich einen Anschlag vorbereitet haben soll, wurde festgenommen: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/karlsruhe-islamist-soll-anschlag-auf-christkindlesmarkt-geplant-haben-a-1184402.html

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EU und Polen

Nun hat die EU-Kommission gegen Polen ein Strafverfahren im Blick: http://www.spiegel.de/politik/ausland/polen-praesident-andrzej-duda-unterzeichnet-zwei-umstrittene-justizreformen-a-1184398.html

Glaubt sie wirklich, dass das die EU voranbringt? Vielleicht ist das ja auch nicht im Sinn der Akteure. Aber was dann?

Es muss irgendwas in den Blick kommen, das die OstEU und die WestEU zusammenführt und nicht spaltet. Dazu gehört vermutlich, dass man den jeweiligen Ländern mehr eigenen Raum lassen sollte. Dass man sie in ihren Eigenheiten, mit ihren jeweils nationalen ausgeprägten Werten und Erfahrungen achtet. Die Ostländer haben genug unter der Fuchtel des kommunistischen Systems gelitten. Nun sind sie frei – und wollen sich vermutlich auch nicht von einem anderen System vorschreiben lassen, was gut und richtig ist. Damit vergleiche ich nicht EU und kommunistisches System. Der Vergleichspunkt ist: Eigenständigen Nationen Vorschriften machen zu wollen und diese mit Druck durchsetzen.

EU erhalten, indem man sie zerstört – zumindest zum Wackeln bringt? Eine interessante Vorgehensweise.

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Erbitterte Feinde Jesu + Führe uns nicht in Versuchung

(Wenn real existierende Personen das auf sich beziehen wollen, dann auf eigene Gefahr. Es handelt sich um einen kleinen kirchengeschichtlichen Exkurs über uns Menschen.)

Mit der Geschichte vom Kindermord in Bethlehem zeigt Matthäus, dass Jesus schon als Säugling Feinde hatte, erbitterte Feinde. Nicht erst als Erwachsener Feinde, die ihn ans Kreuz schlugen. Die Feindschaft gegen Jesus hörte nicht auf. Die Gegner sind erbittert durch die Jahrhunderte hinweg. Diese Feindschaft, so will uns Matthäus zeigen, gilt im Grunde Gott, der in Jesus Christus handelt. Der Mensch wird von einem herausgefordert, den er nicht greifen kann, den er sich nicht unterwerfen kann ohne selbst widergöttlich zu werden. Die Feinde schrecken – so ist die Erfahrung der Christen seit Beginn der Ausbreitung des Glaubens – vor nichts zurück, selbst nicht davor, Kinder, Wehrlose, Unschuldige zu ermorden.

Diese Feindschaft konnten Christen später (1. Petrusbrief usw.) nicht als eine rein innermenschliche Angelegenheit deuten. Sie übersteigt jegliches Maß an „Normalität“ und Sachlichkeit. Von daher wird sie mit dem Gegenspieler Gottes in Verbindung gebracht. Menschen lassen sich zu Werkzeugen des Widersachers Gottes degradieren – aus welchen Gründen auch immer: Angst vor Machtverlust, intellektuelle Überheblichkeit, Selbstüberschätzung, Angst davor, von der jeweiligen weltanschaulichen und religiösen Clique nicht anerkannt zu werden, um Vorteile zu bekommen – oder auch einfach nur Desinteresse, Ablenkung durch dies und das….

Das nicht nur außerkirchlich, sondern auch innerkirchlich. Was die Kirche an Judas sehen konnte. Von daher spielt Judas eine so große Rolle. Weil das Wirken gegen Gott in der Kirche selbst verbreitet ist, spalteten sich Gruppen ab, die meinten, sie wollen rein bleiben von dem Bösen. Das ist ein gutes Vorhaben und reines Streben. Die Gefahr besteht nur darin, dass man sich dann aufgrund seines Hochmuts und möglicher Lieblosigkeit wieder mit den Fesseln des Bösen bindet.

Unser Menschsein selbst ist eine Versuchung, sich als erbitterter Feind Gottes zu gebärden – auch gut gemeint. Somit sehe ich all die Brutalitäten, die in der Kirchengeschichte von Glaubenden verübt worden sind, nicht allein als Folge des Unglaubens an. Sicher sind manche Untaten entsprechend einzuordnen. Manche aber auch so, dass man aus seiner Zeit heraus meinte, besonders gläubig zu sein, und mit ihnen Gott einen besonderen Gefallen zu tun – dabei tätschelte man damit nur das eigene absurde Gottesbild. Das eigene Gottesbild wurde zum Feind Gottes, weil man meinte, mit seinem Gottesbild Gott greifen und beherrschen zu können – das heißt gleichzeitig auch, der Mensch wird zum Feind der Menschen.

Von daher ist die Bitte immens wichtig: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Alles kann uns zur Versuchung verleiten: Selbst das tiefste Gottesbild und die besten Taten, weil mit ihnen Hochmut und Lieblosigkeit verbunden sein können. Der tiefste Glaube – der wie Paulus sagt – ohne Liebe ist, kann brutal werden. Darum ist die Bitte so notwendig: Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse und von dem Bösen.

Das bedeutet, diese Bitte ist ein Akt der Befreiung. Wir können es nicht schaffen, nicht hochmütig und lieblos zu werden, wir können es nicht schaffen, unser Gottesbild mit Gott zu verwechseln und dadurch eben unerträglich zu werden. Gott selbst muss uns zu sich selbst befreien. Darum sind wir auch frei davon, ständig mit Angst durch die Gegend zu laufen, dass wir uns durch dieses oder jenes von Gott entfernen. In der engen Bindung an Gott geschieht Befreiung – und Vergebung.

Noch eine Anmerkung: Manche Gegner Jesu entpuppen sich als Glücksfall für die Kirche, weil sie ihr die Augen öffnen. Durch sie lernen sie, was sie an ihm Wunderbares haben: an Jesus Christus. Die Welt kann herrlich verrückt sein – wenn sie nicht ihre Verrücktheit in Brutalitäten äußert.

Ach so, ja, ich vergaß: Als Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl zu sich nahm, sagte er, einer wird mich verraten. Und alle fragten im ersten Schock: Bin ich es?

Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse und von dem Bösen.

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Fall Amri – ein Fall Amri?

Ist der Fall Amri noch ein Fall Amri? https://www.focus.de/politik/deutschland/breitscheidplatz-anschlag-anis-amris-helfer-wurde-ausser-landes-gebracht-statt-verhoert_id_7958345.html

Bei aller Kritik an für unsere Sicherheit Verantwortlichen und Aufarbeitung der Sicherheitssysteme: Es darf medial nicht übersehen werden, dass ein Islamist der Täter war.

So gut die Systeme auch werden und Sicherheitsbeamte noch so gut handeln: Ein Risiko bleibt, so lange Menschen ideologisch verhärten können.

Islamisten (und andere gewaltbereite Extremisten) seien im Fokus der Medien. Auch wenn es leichter ist, sich an Sicherheitskräften abzuarbeiten.

*

Nachtrag: Sprachlos – wären sie in den Beamtenstuben nur sprachlos geblieben! Haben sie keinen in den Stuben, der eine Ahnung vom Menschsein hat? Von Sensibilität, Empathie? Einen solchen einzustellen verhindert möglicherweise der finanzielle Zustand Berlins. Oh, Berlin! http://www.bild.de/regional/berlin/weihnachtsmarkt-an-der-gedaechtniskirche/hinterbliebene-sollen-taxi-selbst-zahlen-54235620.bild.html

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Dazwischenredner

Gott redet uns Menschen immer rein.

Erst dem armen Abraham, der sich dann mit seinem Vieh auf dem Weg machen musste,

dann dem armen Mose, der nicht mehr seine Schafe hüten konnte, sondern ein störrisches Volk in die Freiheit führen musste,

dann vielen Propheten, die mit ihrem Wort der Elite und denen, die sich dafür hielten, in die Parade fuhren,

dann durch den Zimmermann Jesus Christus, in dem er den Menschen sagte: Ich bin.

Und danach?

Auch danach in geschichtlich bekannten und einer immensen Menge an unbekannten Menschen, Herren und Sklaven, Frauen, Männern und Kindern, die sagten und lebten:

Gott ist.

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Weihnachtsgeschichten

Nein, so einfach ist das nicht – und so einfach bin ich auch nicht gestrickt, dass ich nicht in der Lage sein sollte, auf verschiedenen Ebenen zu denken. Einfach zu sagen: Was mit den Mitteln historisch-kritischer Exegese nachvollziehbar ist, das ist wahr – alles andere ist Lüge. Was man sich denken kann, das ist richtig, was man sich heute nicht denken kann, ist falsch.

Es ist die Sprache der Religion, die wir in den Geburtsgeschichten finden. Und es ist nicht nur poetisch zu fassen – wir stehen in der Tradition des Judentums. Gott ist nicht nur poetisch aktiv – er ist in der Geschichte aktiv. In den Weihnachtsgeschichten wird für mich der Glaube, der vom handelnden und auferstandenen Jesus Christus ausgeht, Wort. Er wird Geschichte – und er prägt Geschichte.

Die Frage ist für mich nicht: Warum haben Matthäus und Lukas (und vgl. auch Johannes 1) Geschichten, die wir heute nicht mehr als historische Ereignisse nachvollziehen können, in das Evangelium eingebracht? Die Antworten wären vielfältig – aus der damaligen Zeit heraus, weil man ein ganz anderes Denken hatte als wir heute in unserem a-theistischen Weltbild denken können. Man hatte eine ganz andere Form von Exegese usw. Meine Frage gilt also nicht den Evangelisten, sondern eher dem Heiligen Geist: Warum hat er in die Evangelien Geschichten hineinweben lassen, die Menschen zu allen Zeiten, vor allem aber im 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts in ihrem Denken, das auf Historisches fixiert ist, nicht mehr verstehen werden? (Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist absichtlich so formuliert worden, denn wer weiß, wie die Menschen in Zukunft denken werden? Vielleicht erkennen sie in den Geburtsgeschichten mehr historische Wahrheit als wir heute, weil sich die Interpretation von „historisch“ und „Wahrheit“ verändert hat usw. (Zum Beispiel hat man im 19. Jahrhundert vor der intensiven Beschäftigung mit der Psychologie die Wunder anders interpretiert als in der Gegenwart mit der Psychologie.)

Meine vorläufige Antwort – eine andere habe ich zurzeit nicht:

Mit den Geburtsgeschichten haben Glaubende und Nichtglaubende ewig etwas zu rätseln und können sich an der Wirkungsgeschichte erfreuen. Und an dieser Wirkungsgeschichte habe ich Anteil.

Die Grundlage dieser Formulierung ist: Die Bergpredigt mit ihren äußerst extremen Formulierungen, die in ihrer Extremität (Auge ausreißen…) Rhetorik – Aufmerksamkeitsrhetorik – sind, aber in ihren eigentlichen Forderungen den Menschen auf den Kopf stellen: den anderen nicht beschimpfen, Frauen nicht mit begehrlichem Blick und begehrlicher Hand erniedrigen, nicht am Eigentum kleben, auch wenn er notwendig ist (Mantel), Feinde lieben – bis hin zur Selbstaufgabe. Die linke Hand soll nicht wissen, was die rechte Hand tut – auch so eine extreme Formulierung, die Natur des Menschen übersteigt, aber eben gegen Heuchelei gerichtet ist. Die Antithesen fordern Gemeinschaft – und versuchen die Grundlage für eine Gemeinschaft zu legen, in der man andere nicht erniedrigt. Gleichnisse, die ähnlich heftig sind, die fordern, dass man mit Ausgestoßenen und Gesetzesbrecher feiert, weil Gott ihnen vergibt, Menschen, die viel gearbeitet haben, bekommen den Lohn, den auch diejenigen bekommen, die wenig gearbeitet haben… – es tut sich eine andere Welt auf! Wir ahnen, es ist eine Welt, die schön wäre, die wunderbar wäre – aber es ist eine Welt, die wir Menschen so nie hinbekommen werden. Darum leben wir davon, dass wir einander vergeben, dass wir auf unsere Unzulänglichkeit schauen, nicht auf die anderer, dass wir Gott um Hilfe bitten, dass wir wissen: Gott allein wird letztlich diese Welt herbeiführen können – aber er will, dass wir schon jetzt das Unsere dazu beitragen.

Damit will ich sagen: Wir rätseln ja nicht allein über die Weihnachtsgeschichten, die Auferstehung, die Wunder, sondern die Lehre Jesu selbst ist es, die uns rätseln lässt. Und: Gott wird Mensch! – Das sind alles Aussagen, die Menschen seit 2000 Jahren sowohl akzeptieren als auch ablehnen. Wir leben heute ja nicht in einer Phase, in der allein die Kritiker auf dem Plan stehen. In der Kirche selbst gab und gibt es die massivsten Kritiker. Wer versucht nicht, diese Rätsel zu lösen? Und was passiert, wenn wir versuchen, uns da hinein zu arbeiten? Ihre Größe wird – zumindest mir – deutlich. Eben: Der Heilige Geist ist es, der diese Wirkungsgeschichte auch weiterhin in Bewegung halten wird. Wie das Rätsel zu lösen sein wird? Ich bin gespannt. Vielleicht ist es auch ganz einfach. Wir kommen einfach mit unserer Klugheit nicht darauf. Ich denke sogar, dass es ganz einfach sein wird.

Historisch-kritisch frage ich mich: Warum haben gerade die Evangelien, die von der Jungfrauengeburt berichten, warum haben gerade sie einen Stammbaum, der auf Josef zuläuft? Waren die Evangelisten so dumm, das nicht zu merken? Oder, was die Jungfrauengeburt betrifft: rationalistische Antworten gab es schon bei den Rabbinen (Maria wurde von einem Römer vergewaltigt und wollte es vertuschen). Es handelt sich in den Evangelien um den Glauben „kleiner Leute“. Beide Kindheitsgeschichten sind extrem herrschaftskritisch (Matthäus gegen die Willkür des Herodes – Gott geht seinen Weg gegen diese Willkür, die letztlich für Gottes Weg unbedeutend ist. Lukas sieht Augustus auch in der Macht Gottes – er lässt das Volk zählen und führt gerade darum den Erlöser wie verheißen wurde, nach Bethlehem). Nicht die klugen menschlichen Herrscher und ihr Heer an Beratern haben letztlich die Geschichte in der Hand, sondern Gott. Zudem wendet sich Lukas gegen die traditionelle Messiaserwartung, die hoffte, dass der Messias die Römer aus dem Land werfen wird – aber Jesus bzw. Gott hat ein ganz anderes Interesse, ein tiefer gehendes: Befreiung des Menschen von Sünde und Tod. Zudem sei angemerkt: Die Evangelisten haben bekanntlich nicht alles aus dem AT aufgegriffen und auf Jesus übertragen, sondern nur das, was von den Ereignissen her irgendwie passend war. So haben sie aus meiner Perspektive erst die Überlieferung der Jungfrauengeburt gehabt – und sie wurde dann im AT gesucht und gefunden (Jes 7,14). Nicht umgekehrt. Darum haben wir ja die Holpereien: Matthäus versuchte aus der Tradition seiner Zeit das Leben Jesu mit einzelnen atl. Stellen kompatibel zu machen – und dabei kam dann so etwas heraus: Jesus soll Immanuel heißen – und so kam man von Jeschua zu dem Bibelvers. Oder statt Nazarener hat er Nazoräer… Exegetisch aus unserer heutigen Perspektive nicht sauber – aus unserer heutigen Perspektive.

Wir haben hier also unterschiedlichste Ebenen, die wir fein säuberlich mit dem Seziermesser der gegenwärtigen Exegese auseinanderhalten können: Die historische Ebene – weltpolitisch gesehen (Herodes, Augustus, Israel, Städte und Dörfer und Länder: Jerusalem, Nazareth, Bethlehem; Ägypten, jüdische Messiaserwartung…). Wir haben die kleine historische Ebene von ein paar Individuen (Maria, Josef – weitere historisch korrekte Infos: Beschneidung des Säuglings usw.). Dann haben wir die Ebene der von Matthäus und Lukas aufgenommenen Traditionen und die redaktionelle Verarbeitung durch die Evangelisten mit ihrem jeweiligen theologischen Interesse. Matthäus aus der Perspektive des Josef, Lukas aus der Perspektive der Maria. Und zuletzt haben wir eben die Ebene des Glaubens, die mit unserem Verständnis von Historischem nicht kompatibel ist: die Welt der Träume, durch die Gott spricht, die Welt, in der Gottes Mächte (Engel) agieren, der Kosmos – nicht nur die Geschichte und die Menschen sind in Wallung – der Stern, der Geist Gottes, der im Hebräischen feminin ist – diese schöpferische Macht Gottes weist die Männer in die Schranken, wie auch das Johannesevangelium sagt: Geboren nicht nach dem Willen eines Mannes, sondern durch Gottes Wirken. Die Ebene des Glaubens findet in diesen Weihnachtsgeschichten wunderbar sprachlich Ausdruck. Kleine einfache Menschen werden durch Gott aus ihrer gewohnten Welt herausgerissen und lernen, sich trotz aller Gefahren zu bewähren. (Nur am Rande: Welche Infos kommen von Maria? Sie war ja noch am Leben, als sich die frühe Gemeinde zu formen begann?)

Die historische Ebene ist doch nur ein ganz kleiner Bereich unserer menschlichen Erkenntnis. Für manche ist sie alles – aber sie ist eben nur ein kleiner Bereich. Und das unterscheidet eben auch das Weltbild, das wir immer wieder in unserer Diskussion haben: Das religiöse Weltbild zieht andere Dimensionen mit heran, die das – wie sonst auch immer zu benennende areligiöse Weltbild – nicht kennt bzw. nicht in das Denken einbeziehen will. Ich sehe die Weihnachtsgeschichten heute (!) als Texte an, in denen der Glaube Wort gefunden hat. Und dann nicht nur das, sondern, um das oben genannte aufzugreifen: Dieser Glaube hat in den Geschichten Wort gefunden – und hat durch dieses Wort Geschichte wunderbare Geschichte gewirkt. Und diese gewirkte Geschichte kann dann auch ein Historiker mit den Mitteln seiner Kunst erarbeiten und nachvollziehen – auch wenn die Grundlage selbst ein Rätsel ist.

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