Diese Auseinandersetzung zeigt die Spannung in unserer Gesellschaft: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/breitscheidplatz-trat-beim-gedenken-wirklich-ein-radikaler-imam-auf-a-1184734.html
Das Problem besteht darin: Wie ist mein Gegenüber einzuschätzen? Ist das, was er sagt und tut ehrlich? Tut er nur so, sagt er das nur so, um ehrlich zu erscheinen?
Ganz im Sinne Jesu bin ich für Vertrauensvorschuss. Erst dann, wenn wirklich Nachweisbares gegen einen Menschen vorliegt, sollte man überlegen, wie man mit ihm umgeht und die Konsequenzen ziehen.
Schwer wird es, wenn eine Gruppe versucht, einen Imagewechsel zu vollziehen. Da sollte man klug und besonnen auch vertrauend vorgehen. Allerdings sollten die Vertreter der Gruppe, die einen solchen vollziehen möchte, verstehen, warum sie es sich nicht zu einfach machen dürfen. Das Misstrauen ist da und es muss behutsam abgebaut werden. Und dann ist es kontraproduktiv zu sagen, Kritik sei:
„bodenlose Frechheit, Verleumdung und schwere Beleidigung meiner Person sowie meiner Arbeit“.
auch wenn man sie als ungerecht und unrecht empfindet. Man ist auch als einer, der den Imagewechsel vollziehen will, ja Teil einer Gruppe, die sich nicht korrekt verhalten hat – so zumindest der Vorwurf, der aus langzeitlicher Beobachtung der Gruppe heraus rührt.
Kirchenvertreter und Politiker sollten Rückgrat zeigen – und eben nicht vorverurteilen, sondern im oben genannten Sinn vorgehen. Dass man enttäuscht werden kann, wer weiß das nicht. Dass man sich dann, wenn nachgewiesen wurde, dass das Heuchelei war, angegriffen werden kann, wer weiß das nicht.
Aber man sollte aufpassen, dass man die zart wachsenden Pflänzchen des Miteinanders nicht aus opportunistischen Gründen eingehen lässt. Man sollte eben diejenigen klug und ohne Selbstaufgabe unterstützen, die die Gräben innerhalb der Gesellschaft zu überwinden helfen.