Fleischhauer zum Staatsfunk: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ard-und-zdf-sag-nicht-staatsfunk-kolumne-von-jan-fleischhauer-a-1172597.html
In diesem Beitrag formuliert er einen Satz, der es Wert ist, unseren WortDesignern in der Politik und in den Medien ins Poesiealbum zu schreiben:
Wenn man die Dinge nicht beim Namen nennen darf, folgt erst Unruhe, dann Revolte. Viele politische Zwangssysteme sind nicht an dem Zwang zugrunde gegangen, den sie über die Menschen ausübten, sondern an dem Doppelsprech, der es den Bürgern abverlangte, das, was sie als Zwang empfanden, als Vergünstigung begrüßen zu sollen.
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Journalisten benötigen unbedingt Betreuung, damit sie auch so berichten, wie es bestimmte Kreise in unserem Land wollen. Betreute Journalisten braucht das Land – sie sind noch immer zu wenig konform. Darüber: http://www.achgut.com/artikel/mit_betreutem_journalismus_seelen_retten
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Ich hatte gestern schon das Thema dieser lustigen Buchmesse-Organisatoren, die gegen einen Verlag demonstrieren, den sie aus weltanschaulichen Gründen nicht mögen, mit dem Schild: „Freiheit und Vielfalt“. Hier kann man sie in der Hessenschau bewundern: http://www.hessenschau.de/kultur/buchmesse/mit-plakaten-buttons-und-offenen-muendern-gegen-rechte-verlage,rechte-verlage-102.html
Allerdings begrüßen Protestierende, dass der Stand auf der Buchmesses zugelassen wurde: „Sonst wären wir nicht besser als die“ – Das ist auch ein klares Statement: Wir sind besser als die anderen. Die anderen, die nicht so denken wie wir, die sind schlechter als wir.
Sie outen sich und outen sich – aber das ist schön und macht Freude.
Allerdings outet sich auch der OB Feldmann (SPD): Es sei eine Fehlentscheidung des Börsenvereins, den Antaios-Verlag zuzulassen. Warum? „man müsse `die Vielfalt, die wir in Frankfurt leben, ernstnehmen´“ – also Vielfalt ja, aber ohne die Leute, die ich weltanschaulich nicht mag. Er wäre also „nicht besser als die“, weil er den Stand verboten hätte.
Logik ist fehl am Platz.
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Diese Einschätzung der FPÖ kennen wir doch – es ist die typische Haltung der Modernisierungsgewinner – oder wie soll man den Experten bezeichnen, der die FPÖ so einschätzt http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-10/oesterreich-wahl-rechtspopulismus-fpoe-front-national
Die FPÖ-Wähler sind vor allem Menschen ohne höhere Bildung, überdurchschnittlich häufig Männer und sie stammen eher aus dem nicht urbanen Raum. Bei den Menschen mit höherer Bildung ist sie kaum vertreten. … Das heißt: Die Freiheitliche Partei ist die Arbeiterpartei – eine von mehreren Parallelen mit dem Front National in Frankreich. Das, was früher mal Proletariat hieß, ist heute das Kleinbürgertum – geplagt von Verlust- und Abstiegsängsten.
Also: immer dasselbe. Bis dann einer nach der Wahl kommt und sagt: Huch, so blöd, wie wir dachten, waren die ja gar nicht.
Auf diese Art und Weise Menschen einzuschätzen, die nicht dem Weltbild der Modernisierungsgewinner entspricht, hilft politisch nicht weiter. Wie zu erwarten sein wird, wird es in naher Zukunft noch viel mehr Modernisierungsverlierer geben – aber das ist doch kein Grund, die Parteien zu wählen, die gewählt werden. Es steht etwas anderes im Hintergrund. Und das sollten diejenigen, die sich als Modernisierungsgewinner sehen, respektieren. Wenn es nämlich nicht respektiert wird, können diese Herrschaften nicht realistisch dagegen angehen. Sondern nur mit Phantomkämpfen.
Wieder muss man fragen: Was heißt „Modernisierung“? Was heute modern ist, das ist morgen unmodern. Die meisten Menschen wollen Andauerndes. Vermute ich.