Ein Videoclip von Marine Le Pen:
Dieser Clip passt in unsere Zeit: Viel Emotion – aber keine Lösungsangebote. Ich frage mich, wie sie dieses gute, alte Frankreich wieder herstellen möchte. Schlagworte, aber keine Argumente.
Wirkungsvoller wird sie sein, wenn sie nicht Präsidentin wird – viele hoffen, dass sie es nicht wird. Und nun wird es spannend: Soll sie es nicht werden, damit sie nicht regiert – aber weiterhin einen großen politischen Einfluss ausübt? Oder soll sie es werden, damit die Bevölkerung sieht, sie kocht auch nur mit Wasser – und wählt sie in ein paar Jahren ernüchtert wieder ab?
Die größten Unterstützer von Marine Le Pen: http://www.focus.de/politik/ausland/nach-polizeigewalt-vorwurf-brennende-vororte-in-paris-warum-in-frankreich-die-lage-zu-eskalieren-droht_id_6662508.html
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Dass in einem christlichen Verlag ein Buch von Tanja Kuchenbecker über Marine Le Pen herausgegeben wird, das als Untertitel „Tochter des Teufels“ trägt, spricht nicht unbedingt für den Verlag https://www.herder.de/leben-shop/marine-le-pen-gebundene-ausgabe/c-28/p-7551/
Was ist daran schlimm? Es geht um eine politische Auseinandersetzung – und die wird religiös überhöht. Früher hat man Töchter des Teufels auf Scheiterhaufen verbrannt – heute verurteilt man sie in solchen Verlagen? Auch manche Christen haben überhaupt keinen Maßstab mehr für das, was legitime politische Auseinandersetzung ist und das, was über das Ziel hinausschießt. Ich bin kein Fan von Marine Le Pen – aber man muss doch erkennen, dass das inakzeptabel ist. Schon Trump wurde religiös gesehen, als einer, der das apokalyptische Ende der Welt einleitet. Sie mögen politisch Ansichten haben, die schlimm sind – aber das rechtfertigt keine religiöse Überhöhung. So wichtig sind sie auch wieder nicht. Sie mögen in den Augen ihrer Gegner schlimmere Sünder sein als ihre Gegner sich selbst sehen – auch das rechtfertigt keine religiöse Überhöhung. Vor allem ist auch immer wieder die Arroganz faszinierend: Man kämpft auf der Seite der Guten – und die breite Gesellschaft merkt nicht, wie gefährlich die jeweiligen Politiker sind. Dieser dualistische Ansatz, der immer auch mit gnostischer Selbsterhöhung verbunden ist, ist gefährlich. Jetzt werde ich auch religiöser Überhöhung schuldig: Man treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus.
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Interessant finde ich, dass unsere Regierung Angst davor zu haben scheint, dass die USA einen anderen Russland-Weg geht, als sie es sich wünscht – ich sprach schon vor längerer Zeit an: Es ist die Angst davor, isoliert zu werden. Denn mit einem Wechsel in der RusslandPolitik wären auch andere EU-Staaten einverstanden. Zudem finde ich interessant, dass von der Leyen und Gabriel eine neue Formel gefunden haben, um die 2% Militärausgaben zu umgehen: Auch andere Hilfen, wie Flüchtlingshilfen usw. dienen ja der Sicherheit. Ob die Nato-Verträge eine solche Interpretation vorsehen? Dann könnte die USA auch sagen: Wir schicken den Deutschen Kartoffeln – das hilft ihnen auch – warum denn Waffen? http://www.tagesschau.de/inland/sicherheitskonferenz-mattis-101.html
Was ich gut fand, das ist, dass von der Leyen von der Nato als Wertegemeinschaft gesprochen hat und mit Blick auf Trump gesagt hat, dass Folter nicht zu unseren Werten zählt.
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Die Akzeptanz der EU in unserem Land wird auch von der Seite der EZB bedroht: http://www.focus.de/finanzen/boerse/finanzkrise/neuer-tabubruch-zu-lasten-deutschlands-europaeische-zentralbank-darf-mehr-anleihen-von-italien-oder-spanien-kaufen_id_6660959.html
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Auf vielen Ebenen macht man sich Gedanken über Afrika. Die Schwierigkeit wird immer deutlicher – aber gleichzeitig wird die Notwendigkeit betont. Interessante Darlegung von Stefan Mair http://cicero.de/weltbuehne/Flucht-aus-afrika-afrikanische-renaissance-in-der-deutschen-politik
Es bleibt zu hoffen, dass die intensive Beschäftigung mit Afrika in der deutschen Politik nicht von kurzer Dauer ist und nicht von Überlegungen dominiert wird, sich möglichst effektiv von Zuwanderung abzuschotten. Die Entwicklung des Nachbarkontinents ist für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft eine große Chance, wird aber nicht notwendigerweise zu einer Verringerung des Migrationsdrucks führen. Ein relativ höheres Entwicklungsniveau in Afrika könnte auch zur Folge haben, dass sich mehr Afrikaner die Auswanderung nach Europa leisten können. Nur das Vertrauen in die Zukunftsperspektiven des eigenen Staats, der eigenen Wirtschaft und der eigenen Gesellschaft kann dieser Verlockung entgegenwirken.
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