Aufgrund einer Anfrage eine knappe Darlegung zum Thema (s. Einleitung zum vorangegangenen Blog:
Entsprechend ist auch das Thema gleichgeschlechtlicher Verkehr einzuordnen. Das Verbot ist traditionell bedingt, stört den Zusammenhalt einer Gruppe und die Vermehrung innerhalb der Gruppe. Zudem stand als negatives Beispiel den Juden immer auch das Verhalten der Heiden vor Augen. Und das war abschreckend. Immer wieder wird als schönes Beispiel die freizügige Homosexualität bei den Griechen hervorgehoben. Aber das war nicht so, wie es sich manche wünschen. Bei den Griechen durfte ein Mann nicht die Rolle der Frau spielen, sondern dafür wurden dann Sklaven oder Jungs ausgesucht. Die wurden nicht gefragt, ob sie das wollten oder nicht. Der einzige Vorteil, den diese hatten, war, dass sie von ihrem älteren Sexualpartner finanziell unterstützt und auch ausgebildet wurden. Homosexualität ist in der Antike immer mit Unterordnung anderer verbunden gewesen (und ist es vielfach heute ja auch noch, man denke an die Jungs in Afghanistan, vor ein paar Monaten stand in der Zeitung, dass im Irak junge Männer einen Mann umgebracht hatten, weil der sie in jungen Jahren zu homosexuelle Handlungen gezwungen hatte). Anders als das Zusammenleben der Menschen in der Ehe war das eben nicht geregelt, von daher war Missbrauch die Regel. Und davon wandten sich Juden und Christen ab. Jungs wie Mädchen sollten in den Gemeinden sicher sein vor Nachstellungen. Und so regelten Christen das Zusammenleben in der jüdischen Tradition neu: Hetero-Ehen bekamen einen neuen Charakter (einander achten), Homo-Verhältnisse wurden abgelehnt. Und, was auch neu war: Man musste nicht heiraten, weder Frau noch Mann waren dazu gezwungen. Gott will, dass Menschen gut miteinander umgehen.
Wir stellen heute die Liebe als Maßstab in das Zentrum aller Überlegungen – die es so damals nicht gab. Damals stand etwas anderes als Maßstab im Mittelpunkt: Das gute Zusammenleben der Menschen, der Gruppe.
Und so stellt sich dann heute die Frage, die auch in den Kirchen unterschiedlich beantwortet werden: Was ist heute der Maßstab für das Zusammensein der Menschen? Ist es die Liebe? Dürfen also alle Menschen heiraten, die sich irgendwie lieben – und dürfen sie sich alle wieder trennen, wenn sie sich nicht mehr lieben? Wie geht man vor, wenn einer aber noch liebt – darf sich der andere, der nicht mehr liebt, dann auch trennen? Ist das kein Unrecht, kein Vertrauensbruch am noch liebenden Menschen? Bin also ich und mein Wohlgefühl Maßstab für alles, was ich tue und tun darf? Oder gilt als Maßstab etwas anderes? Zum Beispiel die Schöpfungsordnung: Zusammensein von Mann und Frau, mit Blick auf Nachkommenschaft als Ausdruck der Liebe? Oder ist die Grundlage der Glaube an Jesus Christus, von dem her alles – auch das Zusammensein in der Ehe – beeinflusst wird?
Kann eine Gesellschaft Menschen schützen vor sexueller Ausbeutung – muss sie sie schützen? Welche Regeln gibt es? Langt es, wenn man sagt, sie müssen dieses oder jenes Alter erreicht haben, weil sie dann selbst entscheiden können, was sie zulassen wollen oder nicht? Gibt es eine Sexualethik – oder soll jeder nach seiner Fasson glücklich werden – und da gibt es ja eine Unmenge an Spielarten der Sexualität – alles erlaubt? Der Maßstab, man darf alles – nur den anderen nicht schaden: Schadet man einem anderen nicht, wenn man ihn verstößt, weil man ihn nicht mehr liebt?
Die katholische Kirche wie auch viele in der evangelischen Kirche lehnen Homosexualität nicht ab – sondern allein das Ausleben der homosexuellen Neigung. Hier möchte ich einfach zusammenfassend mich zitieren (denn diese Seite kommt von mir) http://evangelische-religion.de/sexualethik-2.html – womit ich nicht die katholische Position wiedergebe, sondern die Position, die gegenwärtig in der evangelischen Kirche vielfach vertreten wird:
„In der neutestamentlichen Zeit war nicht bekannt (was auch heute noch umstritten ist), dass die Neigung zu gleichgeschlechtlichen Menschen auch angeboren sein kann. (Es ist schwer zu beurteilen, weil die dahinterstehende Ideologie immer auch dominant ist: Während Homosexuelle weitgehend davon ausgehen, dass sie angeboren ist, sehen Vertreter des Gender-Weltbildes geschlechtliches Empfinden als kulturelles Erbe – somit als variabel – an.) Ebenso kannte man aus den heidnischen Kreisen aufgrund der oben genannten gesellschaftlichen Situation nicht, dass auch zwischen Homosexuellen Liebe entstehen kann. Darum kommt man heute vielfach zu einer anderen Bewertung der Homosexualität. Aus christlicher Perspektive gilt (wenn man sie nicht wie in vielen christlichen Gruppen ablehnt) das, was auch für Ehen gilt: Sie hat die Würde des Menschen zu achten und „Ehebruch“ auch unter Homosexuellen ist abzulehnen. Grundlage für diese Sichtweise ist: Jesus nahm die Menschen so an, wie sie waren. Zwar mussten sie ihr sündiges Wesen ablegen, aber wenn Homosexualität ein Teil der menschlichen Sexualität ist, dann ist sie nicht der Sünde zuzuordnen, sondern als Variante in der Schöpfung zu akzeptieren. Sie ist aber in den Rahmen des respektvollen sexuellen Miteinanders insgesamt zu stellen.“
In diesem Zitat wird deutlich, dass der Maßstab der ist, der gegenwärtig vielfach genommen wird: Menschen lieben einander. Aber wie gesehen: Dieser Maßstab kann auch durch andere ersetzt werden, die nicht weniger richtig sind.
Impressum http://www.wolfgangfenske.de/