Katholische Kirche und Hexenverfolgung

Aufgrund einer Anfrage eine knappe Darlegung zum Thema (s. http://blog.wolfgangfenske.de/2016/10/20/priesterinnen-und-zlibat/ )

Nun noch kurz zu dem Thema Hexen: Auch im Alten Testament wurde die Hexerei rigoros verboten. Denn sie schadet Menschen. Insofern war Hexerei auch in der Kirche immer verboten. Das Problem kam dann auf, als sich alter Volksglaube mit dieser alttestamentlichen Begründung verband. Dass Hexen in allen Kulturen sehr ambivalent beurteilt werden, ist heute noch deutlich, wenn man liest, dass eine Hexe in Südafrika ermordet wurde, auf Papua Neuguinea ebenso usw. Man traut Hexen alles zu – und so kommt es vielfach zu Hexenverfolgungen dann, wenn es einer Gesellschaft schlecht geht. Der Höhepunkt der Hexenverfolgung in Mitteleuropa fand zu einer Zeit statt, in der Hunger, Kälte und Kriege die Gesellschaft zerstörten (17. Jahrhundert). So fragte man sich: Woher kommt all das Schlimme? Das muss der Teufel sein, oder das sind negative Mächte. Sie waren für die damaligen Menschen Realität. Und in diesem 17. Jahrhundert versuchte man sich auch immer stärker von der Kirche zu lösen und eigenes Recht auf die Beine zu stellen. Auch wenn die Rolle der Kirchen nicht beschönigt werden soll – denn viele Kirchenleute haben mitgemacht, so ist die ganze Angelegenheit historisch doch komplizierter einzuordnen. So wurden dann aber nicht allein Frauen als Hexen umgebracht, sondern auch Männer, Priester usw.

Damit wären wir beim Rechtssystem, das Ihre Frage auch aufwirft. Wir sagen heute: Folter bringt nicht die Wahrheit ans Licht, sondern Menschen bekennen in ihrer Not alles. In der damaligen Zeit war Folter ein – man mag es kaum aussprechen – Fortschritt. Man hat nicht einfach einen Beschuldigten ermordet, sondern wollte herausfinden, ob er Täter war oder nicht. (Gibt es eigentlich Untersuchungen darüber, dass auch Menschen, die der Hexerei angeklagt waren, freigesprochen wurden? Ich muss gestehen, dass mir diese Frage erst jetzt kommt, ich also das nicht beantworten kann.) Heute haben wir andere Mittel, den Täter zu überführen, die aber den Menschen damals nicht zur Verfügung standen. Wie wollte man damals herausfinden, wer der Täter war? Es gab ja keine Möglichkeit, Fingerabdrücke zu entnehmen und DNA-Spuren zu erkennen. Und diese Rechtsform wurde dann übernommen, um herauszufinden, ob die angeklagte Person mit den zerstörerischen Mächten verbunden ist oder nicht.

Man hätte es auch einfacher haben können, einen Menschen umzubringen, als das Entzünden von Feuer. Doch das hat eben symbolische Kraft: Feuer ist einmal das Zeichen für die Hölle, zum anderen aber verbunden mit dem Fegefeuer die reinigende Kraft, die dann den Menschen schon für das Jenseits vorbereiten soll. Soweit ich sehe ist hexenverfolgung auch sehr stark in protestantsichen bereichen vorgekommen, ist also nicht allein Thema im Kontext der katholischen Kirche, sondern der Gesellschaft, die sich von der katholischen Kirche lösen wollte.

Ja, aus heutiger – aber mitteleuropäischer – Sicht ist all das grausam. Aber undenkbar? Wir müssen nur einmal in der Weltgeschichte heute herumschauen, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind – und in unserem Land – das ist noch gar nicht so lange her, ich sage nur: 1933-1945. Noch vor 100 Jahren hat man sich auch in unserem Land umgebracht, um ein Stück Brot zu bekommen. Wenn es in unserem Land wieder einmal sehr schlimm kommen sollte: Plünderungen werden noch heute sehr „robust“ verhindert. Wir dürfen nicht von unserer geordneten Zeit aus andere Zeiten beurteilen.

Wir können als Christen allerdings froh sein, dass es unter ihnen so mutige Menschen wie Friedrich Spee gab, der gegen den Hexenwahn vorgegangen ist, der ja auch aus christlicher Perspektive, so sie sich von Jesus Christus herleitet, undenkbar ist. Wie oben angesprochen: Die Perspektive Jesu lässt auch an dieser Stelle alttestamentliche Gebote anders beurteilen.

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Nur noch eine Anmerkung, weil Sie von Menschenrechten sprechen: Wo werden sie heute mit Füßen getreten? Nie in der Menschheitsgeschichte gab es so viele Menschen, die als Sklaven arbeiten müssen wie heute. Wer weiß in unserem Land eigentlich davon? Wer tut was dagegen? Wir sind auch heute noch eingebunden in Unrechtssysteme – und so waren es die Menschen der Vergangenheit auch.

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