Zu Heideggers Antisemitismus, der in den veröffentlichten Briefen stärker zum Tragen kommt: http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-10/russland-eu-handelspartner-sanktionen
Wie ein Denker Hitlers Mein Kampf loben kann, ist im Grunde kaum verständlich. Dennoch:
Sind Künstler nur gut, wenn sie die korrekte politische Einstellung haben – das heißt die Einstellung, die die mediale und somit die politische Elite – oder die politische Elite, somit die mediale Elite, teilen, vorgeben?http://diekolumnisten.de/2015/10/30/katzendaemmerung/ Eine alte Frage. Ich sage: Nein. Darum möchte ich gar nicht wissen, welche politische Einstellung Mozart, Bach… Rembrandt, Dürer…, Barlach, Rodin…, hatten. Ich habe gerade diese Alten angesprochen: Das Werk überlebt ihre Meinung. Wenn in schriftlichen Werken Unmenschliches angesprochen wird (Heidegger), muss man in der Lage sein, das Werk zu lesen, das Gute herauszuarbeiten, das Schlechte links liegen lassen – und eben: sich damit argumentierend auseinandersetzen! Und wenn das ganze Werk von Unmenschlichkeit strotzt (außer, es handelt sich um Krimis) – kann man es vorzeitig beiseite legen und den Schreiber bedauern. All das ist freilich nichts für denkfaule Intolerante.
So schrieb ich 2015. Heute sei hinzugefügt:
Heidegger hatte berühmte jüdische Schüler (die in dem oben genannten Artikel genannt werden) – dazu nur ein paar anregende Anmerkungen:
Karl Löwith (protestantisch getauft) – frühe Distanzierung von Heidegger, hat aber dennoch von ihm gelernt: Destruieren… Sein Thema: Menschheitsgeschichte unter anderem von der christlichen Tradition zu lösen: Sinn der Geschichte lässt sich nicht ergründen – sie ist aus dem Werden und Vergehen der Natur heraus zu erheben.
Herbert Marcuse: hat mit der Kritischen Theorie/Frankfurter Schule die Studentenbewegung geprägt, indem er die Unterdrückungsstruktur der bürgerlichen und kapitalistischen Gesellschaft thematisierte. Sein Ziel: Eine harmonische Welt, in der alle friedlich miteinander leben, ohne Institutionen… Wie das? Objektive Wahrheit ermittelt durch Diskussionen…
Leo Strauss: Aufklärung und Liberalismus töteten die Philosophie, brachten kein Licht, sondern Finsternis. Platon usw. war sein Ideal: Die Elite liebt Philosophie, die Masse Religion.
Werner Brock: Machte Heidegger in Großbritannien bekannt (wo er 1934 mit Hilfe Heideggers ein Stipendium bekommen hatte) und dann die englische Philosophie in Deutschland.
Elisabeth Blochmann (geliebte Heideggers wie Hannah Arendt): einflussreiche Pädagogin.
Hans Jonas: Das Werk dieses anregenden Philosophen kann ich hier nicht in der Kürze schildern. Es sei nur auf sein „Prinzip Verantwortung“ hingewiesen und seinen Beitrag zur Theodizeefrage…
Zu nennen ist auch Hannah Arendt. Auch diese großartige Denkerin kann nicht mit wenigen Worten wiedergegeben werden. Sie beschäftigte sich unter anderem mit Nähe von Faschismus und Stalinismus, mit der Arbeitswelt, die in der Moderne politische Freiheit nimmt…
Auf wen wirkte er noch? Und damit gehe ich über den genannten Artikel hinaus: Gadamer, Jean-Paul Sartre, Derrida, Levinas – um nur einige spontan zu nennen.
Was will ich damit sagen? Auch Lehrer mit (nicht nur politischen) Fehlern können Schüler inspirieren. Übrigens hat Heidegger auch in Frankreich viele Anhänger gehabt, wie an den genannten Namen zu sehen – nicht wegen seiner politischen Fehlsicht, sondern aufgrund seiner philosophischen Anregungen.
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