In dem Artikel in: https://www.novo-argumente.com/artikel/wollen_wir_wirklich_staatlich_anerkannte_homosexuelle (schon aus dem Juni 2015) finden wir folgende Aussage:
„Der Hype um die Homo-Ehe zeigt vor allem eins: dass die Institution der Ehe an Bedeutung verloren hat. Die Eheurkunde wird vielfach nur noch als Zertifikat zur Erlangung des Anrechts auf Ehegattensplitting betrachtet. Die Ehe hat an Kraft verloren. Sie ist weniger eine Lebensform als ein beim Staat zu beantragender Status. Das mag man beklagen oder gut heißen. Es heißt aber, dass das, was viele als Kampf um Gleichberechtigung interpretieren, nur ein Statusgerangel ist.“
Ich vermute jedoch, dass gerade der Wunsch mancher Homosexuellen nach einer Ehe zeigt, wie sehr sie aufgewertet wird. Mit Ehen sind Hoffnungen verbunden – und wenn sie noch so lächerlich gemacht werden – die Hoffnung, dass das Vertrauen, das man in den Partner setzt, ewig nicht enttäuscht wird. An dieser Sicherheit möchte man teilhaben, auch wenn man weiß, dass es vielen Ehen nicht gelingt. Diese Sehnsucht nach der festen Verbindung zu einem Menschen, mit dem ich durch Dick und Dünn, durch Höhen und Tiefen gehen kann, ist da und bleibt.
Die Ehe – die Konzentration auf einen Partner – ist in christlicher Tradition eng mit dem Glauben an Gott verbunden, der Mann und Frau zusammenführt, der Frau und Mann zusammenführt, die einander achten und zueinander stehen. Und beide gemeinsam sorgen sich um die Nachkommen – und bieten diesen durch die Zusage der Treue ebenfalls ein sicheres Aufwachsen und damit eine Grundlage, damit sie ihr Leben gut leben können. Im Glauben kann eine solche Ehe gelingen – ist aber auch anfällig, denn der Mensch ist Sünder und kann der Sünde Raum geben.
An diesem Menschenbild, das mit der christlichen Ehe verbunden ist, wollen Menschen teilhaben, die selbst nicht fest im christlichen Glauben stehen. Und so versuchen zumindest Heteros, die Hochzeit aufzubauschen – zu einem Hochzeitshype, zum schönsten Tag des Lebens usw. – weil eben die Basis fehlt, versucht man einen Ersatz zu finden: Je mehr Geld man bezahlt, je schöner es wird, je bombastischer, desto besser für die Ehe. Und wenn etwas schief geht, sei es, weil es am Tag regnet oder das Essen nicht rechtzeitig oder in Überfülle auf dem Tisch steht, ist es ein schlechtes Omen für die Ehe.
Nicht zuletzt, weil diese säkulare Ehe so überhöht wird, wollen auch Menschen einen so schönen Tag haben, wenn sie Partnerschaften eingehen, die nicht aus Mann und Frau bestehen, sondern aus Mann und Mann bzw. Frau und Frau. Das eben auch verbunden mit der Sehnsucht, die oben beschrieben wurde.
Zudem ist die Hochzeit eine der wenigen Momente im Leben, in denen ein Mensch gefeiert wird. Und wer will sich nicht gerne einmal im Mittelpunkt stehend, gefeiert werden? Bei der Beerdigung ist es zu spät bzw. da bekommt man es nicht mehr mit.
Ich sehe somit die Ehe nicht als etwas an, das keine Bedeutung mehr hat, weil auch Homosexuelle eine Ehe führen wollen. Im Gegenteil. Darum besteht heute das Bedürfnis danach, das Wort „Ehe“ umzuprägen. Das Wort Ehe betraf immer die Vereinigung von Mann und Frau. Weil aber Mann/Mann bzw. Frau/Frau auch so etwas haben wollen wie Ehe, es der Begriff Ehe aber nicht hergibt, weil er eben für Frau/Mann reserviert war, prägt man ihn in manchen Bereichen kurzerhand um und verlangt mehr oder weniger heftig und aggressiv von allen, diese Umprägung zu akzeptieren. Warum findet man nicht ein anderes, besseres Wort für die Vereinigung von Mann/Mann bzw. Frau/Frau, sondern versucht den alten Begriff umzudefinieren? Weil eben mit dem Wort Ehe so viel Positives verbunden ist.
Eine solche Umprägung geht dann leichter, wenn man den Begriff vorher ausgehöhlt hat. Ehe ist im Grunde – so gesehen – nur etwas, das der Staat schließt, damit die so verbundenen finanzielle Erleichterungen und auch andere Privilegien bekommen. Wenn Ehe so ausgehöhlt wurde, gleichzeitig mit dem Spott, dass diese eh nicht mehr halten, sondern die Sehnsucht nur Lug und Trug sei, Liebe ist sowieso nur Hormonschub, dann ist es einfacher, diesen Begriff auf alles zu übertragen, was sich irgendwie in Paarung zusammenführen möchte. Diese Tendenzen gibt es auch und spielen manchmal auch Hand in Hand. Aber, wie oben gesehen: Ich denke, der alte Begriff „Ehe“ weckt eine Sehnsucht, an deren Erfüllung auch andere teilhaben wollen.
Interessant finde ich persönlich, dass man nach einer Zeit, in der man sich von der Hetero-Ehe lösen wollte (lieben kann man sich auch ohne Ehe – zusammenbleiben sowieso), ins Gegenteil umschlägt und nicht mehr nur heiratet, sondern die Ehe auch auf andere Gruppen übertragen möchte.
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Hiermit habe ich noch ein Thema angeschnitten, das in unserer Gesellschaft kaum mehr diskutiert werden darf, ohne dass der Vorwurf laut wird, Menschen mit anderer Meinung als der durchgesetzte mediale und intellektuelle Mainstream, sei homophob. Und das ist ein Armutszeugnis. Eine Gesellschaft muss über alle Fragen diskutieren dürfen. Vor allem dann, wenn manche versuchen, Traditionen, die ja auch die Basis einer Gesellschaft bilden, einfach zu untergraben. Wenn Basissteine verändert werden sollen, dann müssen alle mit diskutieren dürfen. Ohne Angst vor Isolation, Denunziation, Berufsverbote. Warum diese Angst vor Diskussionen? Vielleicht führt gerade die Diskussion zu besseren Ergebnissen?
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Ich habe dieses Wort „Bodyshaming“ noch nie gehört. In diesem Fall gab es ein Bodyshaming-Opfer, das heißt, ein Model hatte ein Bild von einer unbekleideten Frau in einer Umkleide gemacht, es ins Netz gestellt und sich über den Körper amüsiert: http://www.spiegel.de/panorama/leute/dani-mathers-polizei-findet-bodyshaming-opfer-a-1111100.html So manche Reaktion denkt wohl eher an Selbstbeschämung derjenigen, die das gemacht hat (kann man das Self-Shaming nennen?).
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