Das sehe ich auch immer wieder mit Misstrauen: Die Orthodoxe Kirche in Russland nimmt eine Rolle ein, die gefährlich ist. Aus der Geschichte heraus ist das verständlich, denn die Orthodoxe Kirche ist eng mit den jeweiligen Staaten verbandelt, wenn sie nicht im Laufe der Geschichte an den Rand gedrängt wurde. Aber dass die Orthodoxe Kirche Russlands nicht durch ihre Geschichte gelernt hat, dass die Knechtung eines Volkes durch die Kirche schlecht ist, halte ich für ein großes Übel, das irgendwann wieder brutal auf diese Kirche zurückfallen kann. Nach dem Fall der Sowjetunion hätte sie die Möglichkeit gehabt, eine wahrhaft ökumenische Kirche in Russland zu ermöglichen. Aber sie geht den Weg des Nationalismus und der Macht. Wie gesagt: Das entspricht der Vergangenheit der Orthodoxen Kirche, nicht aber – zumindest was dieses Gebaren betrifft – dem Evangelium Jesu Christi.
Damit sei nicht in Abrede gestellt, dass die Orthodoxe Kirche in ihrer Tradition sehr viel zur Kirche beigetragen hat, die großen Theologen haben tiefe Gedanken gehabt, die Gemeinden haben eine große Frömmigkeit, die Kunst – Musik, Literatur, Gemälde – geben vielfach den Glauben in einer großartigen Dimension wieder, die uns im Westen, vor allem in der protestantischen Kirche verloren gegangen ist. Darum habe ich hin und wieder auch Ausdrücke des Glaubens der Orthodoxen Kirchen in meinem Blog. Aber diese Dominanz der Kirche, zumindest derer, die der politischen Elite zugehören, können einmal als faules Fundament angesehen werden, das das wunderbare Gebäude zum Einsturz bringt. http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/russland-evangelisieren-nur-mit-erlaubnis-96791/
Putin muss mit der Orthodoxen Kirche angebandelt bleiben, denn er hat es in seinem Land nicht leicht. Die Kirche puffert so manches ab, was sich an Aggressionen gegen die Regierung aufstauen kann. Von daher ist klar, dass er die Nähe zur Orthodoxen Kirche sucht. Aber die Orthodoxe Kirche sollte sich nicht in Gefangenschaft der Politik begeben.
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