(Ich greife noch einmal Aspekte vergangener BlogBeiträge auf.) Macht die Moral einen moralischen Gott oder macht der moralische Gott die Moral?
Aus christlicher Sicht macht Gott die Moral. Das heißt, der Mensch hat sich an den Maßstäben Gottes zu orientieren und wird dadurch zu einem moralischeren Menschen.
Aus säkularer Sicht macht sich der Mensch die Moral und sichert sie dann durch die Erfindung eines moralischen Gottes ab. (Was aber nur für das Judentum und Christentum gelten würde und für philosophierende Umsetzung antiker Religionen. Denn andere Religionen haben nicht unbedingt moralische Fortschritte gebracht.)
Was nun? Das ist die Frage.
Aus christlicher Sicht hat der Schöpfer in uns Menschen soziales Wissen angelegt. Wir wissen, was moralisch ist und was nicht, was sozial ist und was nicht. Und dieses soziale Wissen geht vielfach unter und muss durch Menschen Gottes immer wieder eingefordert werden. Was die jüdisch-christliche Tradition betrifft, forderten es Mose, die Propheten ein – letztlich machte Jesus den Maßstab wieder sehr deutlich durch ganz eigene Akzente. In nichtchristlicher Welt gab es auch moralisch wichtige Menschen, es sei an die Stoiker gedacht, an Solon oder an Hammurabi, an Siddharta Gautama (Buddha), Ashoka, Mengzi,… Sie haben in Details die Menschheit weiter gebracht, auch wenn es zum Teil nur Ideen waren – die in der Realität aber nicht umgesetzt wurden. Dann kam das Christentum in alle Welt, weil die Menschen spürten: Hier, in dem, was Jesus Christus sagte und lebte, ist Moral authentisch. Das wird ausgesprochen was uns auf der Seele lag. Und manche Christen haben es geschafft, das in der Nachfolge Jesu auch zu leben. Sie konnten das, weil das moralische Wissen durch den Schöpfergott in ihnen angelegt war.
Moral wird aber auch immer wieder zurückfallen in Amoralität. Aus christlicher Perspektive gesehen. Sichtbar zum Beispiel dann, wenn nicht allen Menschen Würde zugesprochen wird, sondern manche ausgenommen werden.
So gibt es aus vorchristlicher Zeit und parallel zur christlichen Zeit Religionen, die dieser Sehnsucht des Menschen nach Gottes Willen widersprechen: das hinduistische Kastensystem, die Stellung der Frau im Hinduismus und dem klassischen Islam, die Stellung zur Sklaverei, zur Ausbeutung des Menschen, kriegerische Grausamkeiten, die als legitim, notwendig usw. erklärt werden, Grausamkeiten im Strafrecht, wenn Unrecht zu Recht wird… Ebenso gibt es Weltanschauungen, die Gottes Willen widersprechen: Nationalsozialismus, Kommunismus, Kapitalismus, Tyranneien welcher Art auch immer…
Aus christlicher Sicht hat Gott Moral gegeben und gegeben, Moral als Moral zu erkennen. Von daher wird manches, was in anderen Religionen als Moral angesehen und auf deren Gottheit(en) zurückgeführt wird, von Christen als amoralisch angesehen. Falls jemand denken sollte: Hochmut der Christen! Sollte er bedenken: Sind Menschenrechte international? Haben wir das Recht, Menschenrechte weltweit durchzusetzen? Wenn wir keine Anhänger des ethischen Relativismus (welcher Art auch immer) sind, werden wir das sicher bejahen.
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