Ich bin auf einen interessanten Menschen gestoßen: Mengzi. Er war Chinese, lebte von ca. 370-290v.Chr. Er hatte so manche Gedanken, die man dann ca. 1000 Jahre später auch in Europa formulierte – und zeitgleich wie auch zwischendurch zum Beispiel auch in biblischen Schriften.
Der Mensch ist von Natur aus gut – er ist also der chinesische Rousseau (während Xunzi [298-220] der chinesische Hobbes ist und meinte, der Mensch sei schlecht) – Umwelt und Emotionen bringen ihn von seinem Gutsein ab (so ein bisschen Marx und Stoa). Übrigens ist er gut, weil der Himmel es ihm verliehen hat, gut zu sein. Alle Menschen sind einander ähnlich, das liegt an der Vernunft und der Rechtschaffenheit/Pflicht (so ein bisschen Kant). Allen Menschen seien eigen: Mitleid, Scham, Ehrerbietung, Unterscheidung von gut und schlecht (man hört auch mit Blick auf Mitleid Rousseau und Schopenhauer klingeln, und was gut/schlecht betrifft hört man ebenso die Schöpfungsgeschichte).
Mitleid ist die Grundlage – weil jeder einem Kind helfen würde, das in Gefahr steht, in einen Brunnen zu fallen. Dieses Mitleid – die angeborene Güte – muss trainiert werden, sonst verliert der Mensch sie zum größten Teil. Ebenso muss man Wünsche und Leidenschaften zügeln – kurz: man muss zur moralischen Grundlage zurückkehren. Diese Infos stammen aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Mengzi
Zudem sollte jeder Mensch als Mensch behandelt werden, nicht wie ein Tier. Was macht die “Würde” eines Menschen aus? Dass er in sich moralische Anlagen hat. Und wenn er sie realisiert, dann bekommt er Würde. Vieles kommt aber auf die Übersetzungen an und die Frage, ob gegenwärtige philosophische Ansätze in sein Werk hineingelesen werden. So stellt sich bei Mengzi die Frage, ob ein Mensch, der nicht seinen guten moralischen Anlagen gemäß lebt, “Würde” hat. Manche meinen: Ja, denn für Mengzi ist Moral nicht etwas, das von Außen durch Bildung usw. in den Menschen hineinkommt, sondern in seiner Natur mitgegeben ist. Aber Mengzi sieht auch, dass Herrscher, die ihre Untergebenen unwürdig behandeln, abgesetzt werden sollen. Denn sie sind keine moralischen Wesen, somit haben sie auch nicht das Recht, Entscheidungen zu treffen. (Weitere Infos: Heiner Roetz in: W. Ommerborn / G. Paul: Das Buch Mengzi im Kontext der Menschenrechtsfrage. LIT-Verlag 2011)
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Die christliche Sicht: Weil Gott der Schöpfer aller Menschen ist, hat der Mensch sozusagen noch einen guten Rest – den er unter seiner Unmenschlichkeit verborgen hat – manchmal aber bricht es wieder hervor. Durch die Verkündigung des Evangeliums wird dem Menschen ganz deutlich gesagt, was das Gute ist, und der Mensch wird dazu angehalten, sich entsprechend zu verhalten. Von daher gibt es in allen Kulturen Menschen, die das Gute ein wenig zum Leuchten bringen können. Darum kann Paulus z.B. sagen: Prüfet alles (auch heidnische Verhaltensweisen) – das Gute behaltet. (Ich kenne die theologische Diskussionen, mag sie hier nicht wiedergeben.)
Nun habe ich gelesen, dass das Christentum ethisch nichts Neues gebracht habe. Das, so gesagt, ist richtig und falsch zugleich. Jesus Christus hat als Sohn Gottes den Willen Gottes kundgetan – und Menschen, als Geschöpfe Gottes, erkennen das in sich selbst, was er Gutes gesagt hat und fühlen sich angesprochen. Von daher kann die christliche Ethik nichts Neues gebracht haben. Allerdings: Das, was an der christlichen Ethik “neu” ist, das ist die Fokussierung bestimmter Maßstäbe. Es ist nicht mehr alles ethisch irgendwie möglich, sondern nur das ist von Gott gewollt, was Jesus (auch in seinem Geist) für gut befunden hat. Maßstab zum Beispiel: Die positive Form der Goldenen Regel (tue dem anderen das, was du willst, dass der andere dir tut), das Doppelgebot der Liebe (Gott und den Nächsten lieben wie sich selbst) – wobei diese Maßstäbe, wie neulich gesagt, einer Korrektur durch seine weiteren Worte und Taten bedürfen, weil sie ohne diese Korrektur auch unmenschlich ausgelegt werden können. (Ich schreib neulich über Fletcher.)
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