“Es ist unmöglich, ein Volk, das die Bibel liest, seelisch oder gesellschaftlich zu versklaven.” Diesen Satz von Greeley lesen wir bei Mangalwadi (Das Buch der Mitte 461).
Schon vor den Christen war es vielfach bekannt, dass das Gesetz herrscht – aber das Gesetz war nicht auf eine höhere Macht gegründet, sondern auf die Herrscher. Dass die Herrscher unter dem Gesetz stehen, das ist biblisch – somit ist der Rechtsstaat im eigentlichen Sinne eben biblischen Ursprungs. Das finden wir schon in alttestamentlichen Texten – aber auch im Neuen Testament heißt es, dass nicht die Herrschern der Zugang in das Reich Gottes gegeben wird, sondern denen, die keine Macht haben. Die Bibel sieht, dass Jesus Christus Menschen erst recht frei macht.
Der Islam war dazu nie in der Lage, da er Herrschaft errichtet. Es gibt im Islam keine Gewaltenteilung, auch keine Teilung von Staat und muslimischer Religion.
Gewaltenteilung: Im Alten Testament finden wir eine ständige Auseinandersetzung zwischen Herrschern und den sie kontrollierenden Propheten. Und das hat auch Jesus aufgegriffen, wenn er sagt, dass dem Kaiser das Seine gebühre – nicht aber das, was Gott gebührt. (Die Diskussion geht nun darum: Was gebührt dem Kaiser dann eigentlich noch?) Diese mangelnde Bereitschaft der Christen, sich dem römischen Herrschern zu unterwerfen, führte zur Verfolgung der Christen. Als die Christen nach der Legalisierung durch Konstantin stärker geworden waren, zwang der Bischof Ambrosius den Kaiser zur Buße, weil er 7000 unschuldige Menschen hat ermorden lassen.
Der Theologe Manegold von Lautenbach (1040-1103) sagte: Das Königtum beruhe auf einen Herrschaftsvertrag mit dem Volk. Und wenn der König den Vertrag bricht – ist das Volk frei. Diese Sicht hatte Folgen, so zum Beispiel für die Magna Charta (Erzbischof Langton: 1215).
Weitere Grundlagen für die politische Freiheit schufen die Hugenotten, was ich http://blog.wolfgangfenske.de/2016/04/08/freiheit-18/ schon dargestellt habe.
Es sei noch angemerkt, dass der Freiheitsgedanke auch exportiert wurde – zum Beispiel von Christen nach Indien. (Auch die christlichen Schulen in Afrika trugen dazu bei, dass sich der Widerstandsgeist gegen die kolonialen Herren regte. Nur am Rande: Auch Mandela begann seine Laufbahn in einer christlichen Schule und Uni.)
Mangalwadi geht auch auf die Apartheid in Südafrika ein. Er meint, säkulare Humanisten hätten sie eingeführt.
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Leider sagt er nicht, wen er da meint. Darum ein paar Anmerkungen: Burische Nationalisten – die gegen die Anglisierung Südafrikas waren – sympathisierten mit den Nationalsozialisten und verschärften ab 1948 die Apartheid massiv, aber schon vorher gab es intensive Bestrebungen dazu, Weiße von Schwarzen zu trennen, die vor allem nach der Übernahme von Südafrika durch die Briten stattgefunden haben, so durch die South African Native Affairs Commission, die von der sozialdarwinistischen Lehre geprägt war. (Unter anderem wurde übrigens vorgeschlagen, dass Afrikaner nicht durch den Staat gebildet werden sollten, sondern durch Missionare! Wovon auch Mandela profitierte – und was die These Mangalwadis bestätigt: Wo die Bibel dominant ist, wachsen Freiheitsbewegungen.) Der von den Briten eingesetzte Hochkommissar Alfred / Lord Milner (1854-1925) war rassistisch – im Sinne des britischen Imperialismus – geprägt, wie aus seinem Credo hervorgeht: https://en.wikipedia.org/wiki/Alfred_Milner,_1st_Viscount_Milner#Credo
Übrigens erschien 1948 auch das berühmte Buch von Alan Paton: Denn sie sollen getröstet werden (Cry, the Beloved Country), der aus seinem christlichen Glauben heraus die Apartheid bekämpfte (und auch dazu beitrug, dass Mandela nicht mit der Todesstrafe bestraft wurde). Jede schlimme Zeit hat auch ihre mutigen Menschen.
Noch eine Anmerkung: Man darf Solon, den ganz Großen aus Griechenland, 6. Jh. v. Chr., nicht vergessen. Er versuchte das Recht als eine eigene, von der Elite unabhängige Größe einzuführen. Das heißt: Auch wenn ich das Buch von Mangalwadi erst abschließend kommentieren möchte: Es werden nicht genügend andere Strömungen mit einbezogen. Das zu erkennen schmälert die Bedeutung der Bibel nicht, geschweige denn die Bedeutung Gottes.
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