Christentum verändert die Welt (3): Sexualethik + Stellung der Frau

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Das dritte Kapitel des Buches von Schmidt, Wie das Christentum die Welt veränderte, behandelt das Thema Sexualität. (Im Folgenden weiche ich vom Buch manchmal ab, weil es zu pauschal ist.)

Die Ehe im römischen Reich war im Wesentlichen keine Liebesehe, die vom Staat geregelt wurde, sondern Heiraten war eine Angelegenheit von Familien unter der Hoheit des Familienoberhauptes. (Freilich gab es durch den Staat gefordertes Inzestverbot.) Das Band zwischen den Partnern war eher locker, so waren Scheidungen und Partnerwechsel sehr häufig. Aber als Ideal wurde angesehen: Eine Frau heiratet nur einmal. In den Unterschichten war eine Frau Männern weitgehend ausgeliefert. Auch eine verheiratete Frau, wenn der Mann sie nicht beschützen konnte bzw. der Tochter erging es ebenso.  In den Oberschichten wurde Ehebruch des Mannes akzeptiert, Ehebruch der Frau wurde hart bestraft.

Christen haben der Zügellosigkeit eigene Maßstäbe entgegengesetzt: Mann und Frau konnten sich scheiden lassen (ab 449). Aber das geforderte Ideal bestand darin, dass Mann und Frau ein Leben lang beisammen bleiben, Geschlechtsverkehr hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen, sondern nur im privaten Raum zwischen den Ehepartnern (woraus auch die Vorstellung von “Privatsphäre” entstanden ist), Gäste durften alles haben – nur nicht den Partner des anderen. Die gezeugten Kinder durften nicht umgebracht oder ausgesetzt werden. Das, was Familie ist, wurde neu geprägt. Die Ehe wurde der Liebe zugeordnet: Wie Christus seine Gemeinde liebt, so lieben Ehepartner einander. Die Sehnsucht vieler Römer nach einer Ehe in Würde wurde durch Christen realisiert. Aber aus diesem Grund wurden Christen auch vielfach massiv bekämpft. Denn sie hielten der Gesellschaft einen Spiegel vor, zeigten, dass sexueller Trieb dem Willen Gottes untergeordnet werden muss, damit er in Würde gelebt werden kann. Es gibt viele Schriften, die überliefert werden, in denen gerade Frauen, die Christinen wurden, diese Lehre als Freiheit empfunden haben und darum auch Verfolgungen erleiden mussten.

Weitere Themen des Buches: Pädophilie, die üblich war, wurde von Christen abgelehnt, ebenso Homosexualität und Sodomie.

Im Grunde kann man erst – in Erweiterung jüdischer Regeln – mit dem Christentum von “Sexualethik” sprechen, obgleich es schon vorher Ansätze dafür gab.

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Das vierte Kapitel behandelt die Stellung der Frau in der Gesellschaft: “Die Geburt Jesu war der Wendepunkt in der Geschichte der Frau” (Cervantes) (113) Jesus hat die Stellung der Frau gehoben. Beispiele werden genannt. In der nachjesuanischen Zeit heirateten Christinnen älter und konnten auch den Ehepartner wählen, Polygamie wurde abgeschafft, Witwen wurden geehrt – und so setzten die christlich geprägten Briten selbst in Indien die Witwenverbrennung unter Strafe (heute wird sie wieder gefordert), Missionare in China setzten sich gegen die Fußverstümmelungen der Frauen ein und in christlicher Tradition treten heute viele in Europa gegen die Kliterodektomie ein (Beschneidung von Mädchen), die Verschleierung der Frauen endete im 9. Jahrhundert. Kurz: Frauen hatten in der Kirche einen geschützten Raum, in dem sie psychisch und physisch Schutz fanden.

Langsam aber sicher wurde die Freiheit der Frau immer stärker durchgesetzt. Das Bild, das Jesus von der Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau hatte, wurde  stärker realisiert. Christen sind jedoch immer wieder massivst hinter Jesu Menschenbild zurückgefallen, indem sie sich den Vorgaben der Tradition anpassten (selbst Kirchenväter und Päpste). Wenn Kirche sich von Jesus Christus entfernt, und dafür gibt es leider sehr, sehr viele Beispiele in der Kirchengeschichte, haben Menschen darunter zu leiden.

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