Karfreitag – wir denken an Karfreitag an das Leiden Jesu Christi. Wir denken daran, dass er gefoltert wurde, dass er zu Unrecht verurteilt und hingerichtet wurde. Er starb. Wie viele andere Menschen auch – vor ihm, mit ihm und nach ihm. Und an diese entwürdigten Menschen, die in vielen Ländern der Erde gefoltert werden, zu Unrecht verurteilt und getötet werden – an die denken wir auch an Karfreitag, an all die entwürdigten Menschen weltweit. Wir sehen im leidenden Jesus Christus auch die Menschen, die sich durch Krankheit und Spott, durch Verbrechen und mangelnder Selbstachtung erniedrigt und entwürdigt fühlen. Jesus wurde wie sie erniedrigt, er wurde jedoch, und das bekennen Christen seit 2000 Jahren, er wurde erniedrigt unseretwegen. Er nahm diese Entwürdigungen auf sich, um uns die Würde zurückzugeben. Das Geheimnis, das Mysterium seines Todes können wir in seiner Tiefe gar nicht erfassen, wir können es nur staunend und anbetend betrachten, und so sind auch die Passions-Lieder, die staunende, erschrockene aber auch dankbare Betrachtungen dieses Sterbens Jesu.
Das Sterben Jesu gilt mir. Nicht nur der Menschheit insgesamt. Es gilt mir als Individuum. Gott liebt mich, das Individuum. Er liebt nicht nur pauschal die Menschheit. Ihm geht es darum, dass ich als Individuum meine Gottferne erkenne und seine Nähe suche, weil er sie zu mir gesucht hat. Darin darf ich Egoist sein, darf ich mich als Mittelpunkt der Welt wissen: Gott liebt mich. Er liebt mich so sehr, dass Jesus Christus für mich gestorben ist, damit ich Gottes Liebe zu mir erkenne und mich in sie berge. Das hat Konsequenzen für das Leben: Wenn Gott mich liebt – bin ich unabhängig vom Urteil der Menschen – und ich habe den Auftrag, sie weiterzugeben.
Impressum http://www.wolfgangfenske.de/