Wenn wir ein Vögelchen auf die Hand bekommen wollen, dann benötigen wir unendlich viel Geduld. Wir benötigen Ausdauer, äußerste Ruhe und Konzentration. Und wenn es ganz nah an uns dran ist, zum Greifen nah, dann wollen wir es ergreifen – und schon ist es wieder weg. Und alles beginnt von vorne. Das geht so lange, bis wir verstanden haben: Das Vögelchen, das wir auf der Hand haben wollen, muss zu uns auf die Hand kommen. Wir können den Zeitpunkt nicht bestimmen, wir können es nicht zwingen – es gilt geduldig zu warten, ausdauernd zu warten. Unser Verstand will begreifen. Unser Verstand will das Wunder-Vögelchen greifen, begreifen, damit er es hat und es untersuchen kann. Doch ein Vögelchen, das auf die Hand kommt, kommt nicht in die Hand. Wir können es nicht festhalten, es setzt sich auf die Fingerspitzen, nicht in die Handkuhle. Es zu ergreifen, das wird dem Wunder-Vögelchen nicht gerecht. Unsere Seele will nicht begreifen, unsere Seele will ergriffen werden. Sie will geduldig warten, bis das Wunder-Vögelchen sich entschließt, sich auf sie zu setzen. Ein Wunder will nicht begriffen werden – es will uns ergreifen. Sobald wir es zu begreifen, zu greifen suchen, huscht es wieder weg.
Weihnachten, das Wunder aller Wunder: Gott wird Mensch.
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