Dieses Buch von Gary A. Haugen und Victor Boutros: Gewalt, die Fessel der Armen. Worunter die Ärmsten dieser Erde am meisten leiden – und was wir dagegen tun können, Sringer Spektrum, Heidelberg 2016 (!) – das sollte man gelesen haben, um Leiden in der Welt ein wenig besser einordnen zu können. Es zeigt auf, dass es natürlich wichtig ist, Menschen zu helfen, sich die Nahrung erarbeiten zu können, aber die Strukturen der Gewalt, in der die Armen stecken, die sind erschreckend. Sie haben keine Chance aus dem Teufelskreis korrupter Polizeibeamten, Anwälten, Richtern, Ärzten, Lehrern, Journalisten, Nachbarn zu entfliehen. Wenn sie mit vielen anderen vergewaltigt und zur Prostitution auf grausamste Weise gezwungen werden, gezwungen werden bis zum Tod zu arbeiten, einfach auf ihrem alltäglichen Weg festgenommen werden, weil die Polizei einen Schuldigen benötigt oder sie ausplündern will – sie haben keine Chancen. Keine. Und solche Fälle werden in dem Buch weltweit dargestellt: Asien, Afrika, Südamerika. Es ist aber nicht allein die Korruption, sondern es ist einfach eine brutale Struktur und ein schlimmes Rechtssystem. Beispiel für Vergewaltigung: Die Vergewaltigten müssen sich bei einem bestimmten Arzt anstellen, reihen sich in eine lange Schlange von Hunderten von Menschen ein, Tage lang, und wenn sie dann endlich drankommen, dann ist aus rechtlichen Gründen nichts mehr zu machen. Und nur das, was dieser Arzt sagt, wird zugelassen. Was andere Ärzte sagen, nicht. Und von solchen Schicksalen ist das Buch voll.
Und das zeigt mir: Wir müssen äußerst wachsam sein, dass solche Strukturen bei uns nicht eingeführt werden. Und vor allem durch die Zugereisten, die ihre Machtstrukturen aus dem Heimatland mitbringen. Dass solche Strukturen errichtet werden, las ich vor längerer Zeit z.B. aus Großbritannien, indem Taxifahrer flüchtende Frauen zurückbringen, aus der Schweiz, dass die eritreische Regierung ihre Handlanger unter den Flüchtlingen hat, um sie zu erpressen. Auch wenn durch autochtone Gruppen solche Machtstrukturen aufgebaut werden, muss dem sehr schnell Einhalt geboten werden. Und das erfordert Zivilcourage. Das erfordert Mut. Das erfordert vor allem aber auch, dass man sich mit Gleichgesinnten zusammentut, damit man selbst eine gewisse Basis hat, um durchzudringen.
Jeder an seiner Stelle, an der er in unserer Gesellschaft steht, sollte Mut haben, üble Vorgänge anzuprangern, nicht zu verschweigen, um nicht selbst schuldig zu werden an der Installation eines solchen Systems.
Das Buch will nicht nur schreckliche Lebenserfahrungen weltweit aufzeigen, sondern berichtet auch von mutigen Menschen, die dagegen angehen, sich selbst äußerste Gefahren aussetzen. Solche Menschen tragen dazu bei, dass man als Mensch stolz sein kann, Mensch zu sein. Alle anderen zeigen, wie tief Menschen fallen können in ihrer brutalen Gesinnung.
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Solche giftigen Strukturen aufbauen – ist nicht zuletzt auch etwas, das die altbekannten und neuen Motorradgangs versuchen. Es sind keine Kinderspiele, sondern Gefahren für die Gesellschaft, weil einzelne Mitglieder der Gesellschaft unterdrückt, erniedrigt werden und der Willkür irgendwelcher machtbesessenen Menschen ausgeliefert sind. http://www.focus.de/politik/deutschland/foto-aufgetaucht-gibt-es-ein-buendnis-zwischen-den-hells-angels-und-dem-maechtigsten-clan-deutschlands_id_5086493.html Älter (2014) – aber es zeigt viel: http://www.rocker-info.net/millionen-fund-bei-schlag-gegen-die-hells-angels/
Aber solche brutalen Strukturen können auch weniger spektakulär aufgebaut werden. Denke ich mir. Beispiele fallen mir so spontan nicht ein.
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