Christen – IS der Antike

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Was für eine reißerische Überschrift für Nichts und wieder nichts. IS ist verbunden mit Gewalt gegen andere. Und hier kann man wirklich keine Belege in der Frühzeit des Christentums finden. Es gab kuriose Christen, skurrile Christen, es gab Menschen, die im Namen des christlichen Glaubens andere sexuell und finanziell ausbeuteten, es gab antijudaistische Christen, es gab alles Mögliche, was man sich an negativen Menschen nur so vorstellen kann – dass Christen gewalttätig waren, das kann man sich vorstellen, das lässt sich aber nicht belegen, außer: Man dreht Informationen ins Gegenteil um bzw. interpretiert Aussagen der Antike, die jegliche Belege vermissen lassen.

Gegen viele Auswüchse hat die Kirche dann die Hierarchie entwickelt, sie hat den neutestamentlichen Kanon gebildet, sie hat Bekenntnisse formuliert. Damit sollte sozusagen der christliche Glaube vereinheitlicht und vor Scharlatanen möglichst geschützt werden. Scharlatanen sollte das Wasser abgegraben werden.

Wenn man Leute sucht, die fanatisch waren – dann kann man alle Christen der damaligen Zeit als solche bezeichnen. Sie wussten, dass sie der Welt etwas Neues zu bieten hatten, dass es sich dafür zu sterben lohnt, dass man nicht nachgeben darf, wenn die Mächtigen einen drangsalieren.

Übrigens kann man entsprechend auch alle Christen und Nichtchristen, die im Widerstand gegen Hitler den Tod auf sich genommen haben, und die, die dem Kommunismus widerstanden, als Fanatiker bezeichnen – sie haben den Tod auf sich genommen, statt mitzulaufen. Man kann auch gegenwärtige Christen in islamischen Ländern als Fanatiker darstellen, sie geben ihren Glauben nicht auf, um mit der Mehrheit mitzulaufen. Sie wissen, was sie an ihrem christlichen Glauben, an Jesus Christus, haben. Und entsprechend könnte man alle, die in den Ländern, die Menschenrechte bekämpfen, als Fanatiker titeln, weil sie nicht mitmachen in der Erniedrigung von Menschen. Wer also den frühen Christen vorwerfen sollte, dass sie Fanatiker gewesen seien, sollte sich an die Nase packen und fragen: Bin ich ein Mitläufer, der sein Fähnchen nach dem Wind hängt?

Dass es in späterer Zeit auch Christen gab, die gewalttätig waren, das sei nicht geleugnet. Sie gab es, die Horden, die über andere herfielen, die übereinander herfielen. Leider manchmal auch unterstützt von Christen, die ansonsten gutes geleistet haben. Wie jeder Dom seine Dämonen hat, so hat auch jeder Christ so seine Fehlentscheidungen, seine Schwachstellen. Man kann es bedauern oder als Fakt gegen Christen verwenden. Wie man will. Ich sehe es so, dass Christen eben – auch dann, wenn sie durch Jesus Christus geheiligt wurden, immer noch Menschen sind. Dass wir, obwohl wir geheiligt wurden, immer noch Menschen sind. In christlicher Tradition spricht man von Versuchung. Realismus ist auch etwas, was Christen im Laufe der Jahrtausende prägt. http://www.welt.de/kultur/article148039788/War-das-Christentum-der-IS-der-Antike.html (Zu dem Eingangs Genannten: Interessant ist die Aussage von Sueton, dass Juden wegen der Auseinandersetzung um einen Chrestos ausgewiesen worden seien. Doch was es mit diesen Auseinandersetzungen auf sich hatte, wie sie konkret aussahen, das wissen wir nicht.)

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