Bevor man solches über den Kardinal sagt, http://www.br.de/nachrichten/bischofssynode-rom-homosexualitaet-100.html sollte man sein ausgezeichnetes Buch gelesen haben, weil man dann so manches einzuordnen weiß. ich wies gestern schon auf das Buch hin, tue es nun wieder: Robert Kardinal Sarah: Gott oder Nichts. Ein Gespräch über den Glauben. Er spricht auch dort über Gender – und dass das eine Ideologie ist, die sämtlichen Wissenschaften widerspricht, sollte sich so langsam herumgesprochen haben – und Homosexualität. Er ordnet diese jedoch einem größeren Zusammenhang ein. Sie sind nur Teil eines ganzen. Europäer sind Teil derer, die ihre individuelle Sexualität über alles stellen, statt sie demütig dem Ganzen zuzuordnen.
Was freilich manche katholische Europäer besonders wütend machen dürfte, das ist, dass die katholischen Europäer und Nordamerikaner nur noch eine kleine Minderheit sind und die Mehrheit der Katholiken in Afrika, Asien und Südamerika leben. Europäer haben das Geld – nicht aber mehr die Deutungshoheit über den katholischen Glauben. Und das fuchst so manchen massivst. Der Papst Franziskus wird sicher kaum gegen die Mehrheit der Katholiken und dazu gehören eben auch die Menschen der Tradition entscheiden. Die europäischen Katholiken sind zum Teil maßlos arrogant und selbstgefällig: Nicht mehr viel zu sagen, tun aber so, als würde von ihnen das Heil der Welt abhängen. Pech gehabt, liebe Leute. Was freilich der Papst machen könnte, wäre, dass er verbindlichere Worte spricht, die einem größeren Kreis gefallen könnten. Aber man bedenke seine Hinwendung zur HomoEhen-Bekämpferin in den USA.
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Was Kardinal Sarah auch sehr ärgert, das ist, dass der amerikanische und europäische Relativismus versucht, die eigene Meinung den Armen aufzuzwingen, indem sie den Ländern Geld versprechen, wenn sie sich aus christlicher Sicht amoralisch verhalten. Und dazu gehört eben auch der Zwang, Abtreibungen vorzunehmen usw. Aber die Länder wehren sich zunehmend gegen diesen Zwang zur Unterwürfigkeit gegenüber dem Westen (der Afrikaner Kardinal Sarah nennt das Fortsetzung des Kolonialismus) und fallen den Chinesen zum Opfer. Denn die stellen nicht solche Bedingungen und geben dennoch Geld für die Entwicklung. Sie nehmen Rücksicht auf die Traditionen der Stämme und Nationen. Ich hatte das vor langer Zeit schon einmal im Blog. Die Verknüpfung modernistischer moralischer Ansätze mit Wirtschaftshilfen kommt nicht gut an.
Diese Verknüpfung dürfte sich aber inzwischen auch durch die Masse der Flüchtlinge bei manchem fordernden Relativisten gelegt haben. Denn nun will man die Leute an ihre Heimat binden, sonst kommen noch all die Konservativen nach Europa. Gnade uns Gott – so mag mancher denken, der nicht an Gott glaubt. Übrigens müssen die lieben Flüchtlingshelfer auch wissen, dass sie Leute bejubeln, die sie eigentlich in unserem Land gar nicht sehen wollen. Konservative Muslime ok – aber auch konservative Christen!
Huch, ist die Welt kompliziert!
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Dass mit der Genderfrage nicht verbunden ist, dass die Gesellschaft Rollen der Geschlechter festlegt – ist auch Kardinal Sarah klar (so zumindest im Buch). Es geht aber darum, dass der Mensch nun so hochmütig ist und meint, er sei von der Natur unabhängig, reines Geist- und Willenswesen, das nun nicht mehr Frau ist bzw. nicht mehr Mann. Ich denke, dass kein vernünftiger Mensch meinen kann, dass das Rollenverhalten der Geschlechter nicht kulturell festgelegt sei. Nur eben den Menschen von seiner Natur zu lösen, das ist absurd.
Und dass Ehescheidungen für alle Beteiligten schmerzhaft und schlimm sein können, dürfte auch jedem seelsorgerlich denkenden Bischof usw. klar sein. Es geht jedoch um die Ehe als Sakrament. Und da tut sich die katholische Kirche eben schwer. Mitleid befällt sicher die Meisten der seelsorgerlich denkenden Menschen. Aber es geht um mehr.
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