In der Schöpfungsgeschichte wird gesagt, dass der Mensch im Paradies nur Pflanzen gegessen hat.
Die Reich-Gottes-Erwartung Jesu ist bestimmt von der Aussage, dass es allen gut gehen wird.
Im Buch Jesaja wird im 11. Kapitel die Erwartung ausgesprochen, dass in der messianischen Zeit die Wölfe bei den Lämmern wohnen, die Panther bei den Böcken lagern… – es wird eine zeit ohne Gefahren sein.
Und Jesus kannte seinen Jesaja.
Nach dem Sündenfall beginnt dann das Essen von Tieren (die Kleidung wird aus Fell gemacht) – und es werden Regeln gegeben, welche Tiere gegessen werden dürfen – zudem werden Tiere, wie in allen Religionen, geopfert. Opfer dienten unter anderem als Speise – was wir einfach so schlachten und essen, wurde damals (auch im heidnischen Bereich) im Zusammenhang eines Opfers geschlachtet und dann gegessen. Aus meiner Sicht passt sich Gott den Menschen häufig an, da sie anderes einfach aufgrund ihrer Beschränktheit nicht verstehen. So wurden zum Beispiel in heidnischen Bereichen Kinder geopfert – und die Geschichte von der befohlenen Opferung Isaaks durch Abraham ersetzt die Opferung des Menschen durch ein Tier. Gott geht pädagogischer vor, als Fanatiker es lieb ist. Und so dauerte es dann noch ca. 1000 Jahre, bis das Tieropfer im Christentum abgeschafft wurde – nach Vorarbeit einzelner alttestamentlicher Sänger (Psalm 50) und Propheten (Gott gefallen eure Opfer nicht).
Gleichzeitig gibt es im Alten Testament Tierrechte, so dass Exodus 20,10 gefordert wird, dass auch Tiere am Sabbat ruhen müssen, Deuteronomium 22,9 heißt es, dass Rind und Esel nicht gemeinsam vor den Pflug gespannt werden dürfen. Aus Sprüche 12,10 erfahren wir: Der gerechte erbarmt sich des Viehs, aber das herz der Gottlosen ist unbarmherzig.
Jesus selbst hat Fisch gegessen – und wahrscheinlich auch, wie üblich, das Passalamm. Interessant ist freilich, dass davon nicht geredet wird, denn der Wein wird als Blut Jesu bezeichnet – nicht das Blut des Passalammes. Von daher wird zumindest nicht ganz deutlich, was hier los war. Deutlich wird für mich immer stärker, dass seine Reich-Gottes-Botschaft vom vollkommenen Frieden mit Blick auf Jesaja 11 hier auch Akzente gesetzt haben könnte. Aber wir finden dazu nichts, außer dass die Ebionäer die Weigerung Fleisch zu essen, von Jesus herleiteten.
Paulus diskutiert das Thema im Zusammenhang des Essens von Fleischnahrung, das nach heidnischer Sitte geopfert worden war. Mit dem Christentum ist das Opfer abgeschafft worden, weil Gott keine Opfer benötigt, Jesus wurde als letztes Opfer angesehen. Paulus selbst ist nicht der Hartherzige, als der er dargestellt wird, sondern er hat im Römerbrief (8) eine Formulierung, die Weg weisend ist: Auch die Schöpfung/Kreaturen werden frei werden von der Versklavung durch den Tod, frei zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet. Im sekundären Schluss des Markusevangeliums hören wir gar, dass das Evangelium aller Kreatur gepredigt werden solle.
Es gab immer Christen, die keine Fleischnahrung zu sich genommen haben, so Hieronymus, Eusebius, die genannten Ebionäer, Basilius der Große…
Wie auch immer das zu beurteilen ist: So viel Fleisch wie in unserer Zeit wurde in der Menschheitsgeschichte nicht weggeworfen, so viele Tiere wurden nie vorher unnütz geschlachtet und gequält. So viel Fleisch wurde auch nie vorher gegessen. Hier muss ein Umdenken stattfinden – und findet in unserem Land zum Teil auch statt. Es bleibt zu hoffen, dass aus zugewanderten religiösen und wirtschaftlichen Gründen diese Mini-Errungenschaften der Gegenwart nicht aufgeweicht werden. Ziel sollte sein: Tiere dürfen nicht gequält werden. Und bis dahin, ist es ein weiter Weg (auch nicht Unterlaufen der artgerechten Haltung durch zu viel “Tierliebe”). Ich kenne die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind.