Der Mensch erschafft Gott

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Das haben Christen schon vor Feuerbach gewusst, dass sie Gott in der Hand haben und auch sich selbst ihren Gott machen.

Sie haben es als frommes Werk angesehen – denn Gott in der Hand zu haben: Was kann es Größeres geben?

Sich Gott mit klugen Gedanken zu erschaffen – geradeso wie man Gott haben möchte, wie man ihn besonders gut verstehen kann, wie man ihn zu lieben bereit ist.

Fromme Menschen sind Meister darin, sich ihren Gott zu erschaffen – und diesem selbst gemachten Gott mit frommem Augenaufschlag bzw. Niederschlag zu dienen.

Freilich wollte man Feuerbach nicht hören, als er sagte. Nicht Gott erschafft den Menschen, sondern der Mensch erschafft sich Gott.

Man liebt den Boten der Wahrheit nicht, weil er das fromme Gehabe durchschaut. Viele Gotteskritiker haben ein gutes Gespür für das, was Glaubende falsch machen. Man sage nicht, dass Marx Unrecht hatte darin, dass die Kirchen den Kapitalismus stärkten und die Ausbeutung förderten. Marx hat richtig gesehen. Nur dann, wenn man auf die Kritiker hört, kann man Fehler leichter erkennen. Man darf ihnen freilich nicht in ihrem gesamten Weltbild folgen, da sie über das Ziel hinausschießen – und den Menschen bewusst über Gott stellen. Fromme machen es eher unbewusst.

Und so gehört es sich dann, sich demütig Gott unterzuordnen, seine Nähe zu suchen, damit man angestrahlt von seinem Licht, dieses weiterspiegelt, den Lehrer zu suchen, damit man von ihm lernt. Ihm nachfolgen – das heißt nicht, ihm voranzugehen – sondern ihm zu folgen.

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