Christen geht es normalerweise nicht in erster Linie um Werte, um Verhaltensweisen. Ihnen geht es in erster Linie um die Beziehung zu Gott, es geht um Gotteserfahrungen. Aber aus diesen Gotteserfahrungen heraus begründen sie ihre Werte, ihre Verhaltensweisen. Kann man nun von Nichtchristen erwarten, dass sie diese Werte, Verhaltensweisen auch gut finden?
Ja, denn Gott ist der Schöpfer und er hat Menschen – in Anlehnung an Paulus formuliert – die sozialen Werte ins Herz geschrieben.
Und von daher sind die Werte und Verhaltensweisen aus christlicher Sicht keine Werte einer Sondergruppe, sondern werden im Miteinander, aufgrund von Erfahrungen und Nachdenken als Allgemeingut anerkannt.
Da sich die Menschen jeweils in verschiedenen Graden von Gott abwenden und gegen Gott kämpfen (traditionell "Sünde" genannt), erkennen sie diese Werte auch in jeweils verschiedenen Graden an – bzw. lehnen sie bei einer grundsätzlichen Gottverneinung vollkommen ab.
Und so besteht nun die Aufgabe der Christen darin, ihre Werte in die Gesellschaft einzubringen in der Hoffnung, dass "Menschen guten Willens" ihre Relevanz aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Nachdenkens erkennen.
Der grundlegende Satz Jesu: Tue dem anderen das, was du von ihm getan haben möchtest, hat keinen direkten Gottesbezug, sollte aber jedem Menschen guten Willens einsichtig sein.
Aber wirklich "fliegen" können die Werte erst, wenn die Gottesbeziehung auch vorhanden ist. Denn die Gefahr besteht immer, dass die christlichen Werte ein so dominantes Eigenleben bekommen, dass sie zur Ideologie werden. Das heißt: Man will andere zwingen, ihnen auch zu entsprechen. Freilich muss sich auch die Gottesbeziehung sozial aktiv äußern, denn beide Flügel gehören zusammen wie Jesus uns zeigte: Liebe Gott und den Nächsten. Ich zähle übrigens das Fürbittgebet auch zur sozialen Aktivität.
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