Was für eine riesen Schuld unsere westlichen Regierungen auf sich laden, wird wiederum deutlich am Irak. Gepampert von westlichen Regierungen – wenn auch indirekt und, wenn man den Worten von Regierungen trauen darf, ungewollt – erobern nun die sunnitischen Islamisten den Norden des Irak. Als sie die Städte noch nicht erobert hatten, hätte man sie gut bekämpfen können – aber nun, nachdem sie sich in den Städten eingenistet haben, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, sie wieder hinauszujagen, ohne dass es viele Opfer gibt. Es sei denn, sie haben nicht genug Leute, so dass sie die Städte wirklich halten könnten. Aber da man nun wiederum lange zuwartet, spielt ihnen der Erfolg weitere Abenteurer zu. Es kann doch keiner behaupten, sie haben es nicht gewusst. Natürlich haben sie es gewusst. Wenn ich so etwas weiß – ich hatte es ja im Blog – dann wissen das unsere Regierungen doch auch. Aber das ist Kennzeichen der Regierung Obamas: Provinzielle Naivlinge scheinen zu regieren und gar nicht so richtig zu kapieren, mit welchen Gegnern sie es zu tun haben. Oder ist ihnen alles egal geworden? Ist es erwünscht? Ist man abhängig von den Staaten im Nahen Osten, die hier das Sagen haben? Katar, Saudi Arabien…?
Es ist alles äußerst schlimm – so erzeugt man Flüchtlingsströme. Wie die Flüchtlingsströme aus Syrien, die man erzeugt hat, weil man nicht in der Lage war, vorausschauend zu sehen und zu handeln, sondern nur ideologisch dachte: Alle Herrscher weg vom Fenster – und alles wird gut. Vor allem der Syrische muss weg – Erdogan und Katar werden sich riesig freuen, weil sie dann ihre Fäden spinnen können. Und man hat damit Millionen Menschen entwurzelt.
Was macht Erdogan gegen die Islamisten jetzt? Ob er den von der Türkei aus in Syrien agierenden Gruppen sagt: Aber, aber, lasst sie frei, sonst sperren wir für euch die Grenzen?
Jetzt muss die Weltgemeinschaft die Kurden im Nordirak stärken und stützen – doch wer wird was dagegen haben? Klaro, Erdogan. Und was wird der Westen dann machen? Nichts. Sollen die Sunniten doch erst man am Iran die Zähne ausbeißen. Hoppla, nichts dazu gelernt? Wemwird sich Maliki, der Schiit nun in die Arme werfen? Natürlich den Iranern. Und was sagt dann der Westen – wie dem Assad, den er auch gezwungen hat, das zu tun? Aber, aber, Maliki, du bekommst dann keine Waffen mehr von uns. Und was sagt sich Maliki? Mein Leben ist mir lieber als Waffen aus den USA, die wir teuer bezahlen müssen.
Mit wessen Waffen kämpfen die sunnitischen Islamisten? Grübel, grübel, rätsel, hm…
Inzwischen gibt es sehr viele Informationen über die Situation im Irak, so dass ich keine Links setze. Auch in den Nachrichten wird viel berichtet – aber welche Hintergrundinfos werden gegeben? Ist Interessant: Bushs Krieg – Obamas Problem. Nein, muss man sagen: Das ist ganz allein Obamas Problem, weil er Syrien falsch eingeschätzt hat. Der Irak ist ein eigenes Thema. Oder: Islamisten ziehen Türkei in den Dschihad. Nun: Die Türkei hat sich anfangs nicht dagegen gewehrt, sondern gehofft, dass die Islamisten Assad beseitigen und der Türkei damit die Macht öffnen…
Zur Situation der Christen: http://www.kirche-in-not.de/aktuelle-meldungen/2014/06-12-irak-alle-christen-sind-aus-mossul-geflohen Soweit ich weiß, sind viele in den Norden geflohen, um den Nachstellungen der Mörder aus dem Süden zu entgehen. Und nun müssen sie aus dem Norden fliehen. Islamisten und ihren Helfershelfern sei bitterer Dank.
Interessant ist an den Medien, dass sie die Islamisten aus Syrien im Augenblick so massiv thematisieren – denn dass diese in Syrien äußerst brutal vorgehen, wurde früher eher widerwillig berichtet. Wird endlich von unseren Medien auch die Situation in Syrien wahrheitsgetreuer wiedergegeben?
Nun alle Schuld Maliki in die Schuhe schieben, das ist wohl auch unfair – das klang so im Brennpunkt der ARD (12.6.) – wurde dann aber in den der Anmoderation folgenden Filmbeiträgen relativiert. Und falsch finde ich auch, dass Obama mit dafür verantwortlich gemacht wird, Assad nicht weggebombt zu haben. Diese alte Kriegsrhetorik, die die Realität außer Acht lässt.
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