Ukraine+van Rompuy

Das ist schon interessant wie Medien versuchen, mit der Kritik am Vorgehen von Politik und Medien gegen Putin vorzugehen: Kritiker werden in die rechte Ecke gestellt, dann heißt es, sie hätten kein Interesse an der Ukraine, sie würden den Westen hassen, sie seien Putin hörig – und wenn man Putin hörig ist, ist man im Grunde wie er – und wie er in unseren neutralen und sachlichen Medien dargestellt wird, das hatte ich gestern im Blog usw. usw.

  • Muss man den Westen hassen, um zu sehen, dass auch der Westen Expansionspolitik betreibt?
  • Muss man Putin hofieren, um zu sehen, dass man keinen Krieg will?
  • Muss man gegen die Ukraine sein, wenn man meint, man sollte zusehen, dass man einen Bundesstaat welche Couleur auch immer in den Blick nimmt?
  • Lässt man die Staaten, die sich dem Westen angeschlossen haben, allein, wenn man davon ausgeht, dass Realpolitik wesentlich ist – und die zeigt eben, dass Russland nicht einfach wahllos irgendwelche Gebiete einverleibt?
  • Wenn man gegen eine Entflechtung der Wirtschaft, Wissenschaft usw. von Russland ist, um möglichst alle davor zu bewahren, einen Krieg anzuzetteln – was ist daran schlimm?
  • Muss man nicht gegen eine Desinformationspolitik sein, die ständig medial in den Ohren liegt: Russland ist isoliert – und erfreut sich dabei bester Gemeinschaft mit fast allen Ländern der Erde – nur eben mit denen nicht, die auch ein Interesse an der Ukraine haben? Oder solche Meldungen: Ende der Ukraine = Ende der UN sind nichts als propagandistisches Getöse: War z.B. der Zerfall Jugoslawiens das Ende der UN? Und so etwas begegnet uns ständig. Was das soll? Keine Ahnung.
  • Muss man es nicht für fragwürdig halten, wie nun die Emotionen, die vor den Parteien am rechten Rand geschürt werden, nun einfach auf Russland übertragen werden?
  • Dass Russland seit Jahren den Versuch wagt, das Land auch  Wertemäßig zu einen, um aus dem Schlammassel herauszukommen (Jugendorganisation: Naschi), nachdem die Ideologie versagt hat, muss man das gleich mit schlimmem Nationalismus vergleichen? (Freilich kann er dazu werden – und wird es wohl auch hier und da, nur welchen Weg gibt es, den Zerfall Russlands aufzuhalten, sonst? Oder wollen diejenigen, die die Einheit der Ukraine so pathetisch beschwören, den Zerfall Russlands?)
  • Ist es schlecht, auch an die eigene Wirtschaft zu erinnern, wenn es um diese Auseinandersetzung geht oder soll man blindlings in die Armutsfalle laufen? Unser Land ist nicht so stabil, wie sie uns alle weismachen wollen, diejenigen, die so heroisch gegen Russland argumentieren.
  • Ist Vernunft-Politik nicht eher für Europa als die Kriegtreiber-Politik?
  • Die Politik Russlands ist dubios, ist unberechenbar, weil man so wenig Konstruktives aus diesem Land hört. Das stimmt alles. Doch muss man nicht eher diplomatisch lernen, damit umzugehen, um Schaden von Europa abzuwenden, statt diejenigen zu beschimpfen und in rechte Ecken zu stellen, die eher Vorsicht ins Spiel bringen?
  • Ukraine zu unterstützen heißt vor allem: Geld rein punmpen. Ob sich die medialen Helden dessen wirklich bewusst sind? Die Bevölkerung ist nicht zum Nulltarif zu bekommen. Wenn man weiterhin friert, hungert, keine Arbeit hat und Kriminellen ausgeliefert ist, hat man nicht lange Lust auf EU.
  • Was man Russland auch noch nachträgt, ist die Sache mit Syrien. Gerne wollte man Syrien mit Bomben überziehen – aber Russland war dagegen. Das heißt: Es gibt eine Macht, die sich den Vorstellungen so mancher unserer westlichen Regierungen und Medien entziehen, die man auch nicht einfach so unter Druck setzen kann. Und das nimmt man Putin übel.
  • Noch ein paar Wort zu den Werten: Russland vertritt Werte, die vor wenigen Jahren noch Werte des Westens waren und durch gezielte Lobbyarbeit ins Belieben gestellt wurde. Heißt das nun, dass die Werte, die von Russland vertreten werden, schlimm sind – heißt das nicht nur, dass sie anders sind, als sie die mächtigen medialen Lobbyisten des Westens vertreten?
  • Sind die Werte, die der mediale Westen der Gegenwart im Augenblick (nicht einmal mehrheitlich, vermute ich) vertritt, totalitär in allen Ländern umzusetzen und durchzusetzen? Kommt vielleicht von diesen Menschen irgend einmal einer auf die Idee, zu merken, dass der Totalitarismus nicht auch vor den modernen Wertevertretern halt macht? Jeder Werte-Totalitarismus behauptet von sich: Wir sind die Guten – die anderen sind die Bösen.
  • Ich vermute, dass der Kampf gegen Putin und Russland nicht so sehr die Ukraine betrifft, sondern dass die Totalitaristen des modernen Wertesystems in Putin einen großen Gegner gefunden haben, der die traditionellen Werte des Westens hoch hält, die man schon für besiegt wähnte.
  • Wenn wir von Russland sprechen, sprechen wir von einem Land mit viel Geschichte. Wie auch immer sie ausgesehen haben mag – man kann sie ignorieren, weil man in unseren Breiten von Geschichte auch nicht viel weiß (außer 1933-1945 bzw. jetzt ein wenig mehr über 1914-1918) – und sich im Grunde auch nicht wirklich für sie interessiert, sondern Fortschritt ist wichtig (für den Markt). Aber sie ignorieren bedeutet: Nicht verstehen, warum ein Land handelt wie es handelt. Denn nicht jedes Land ist gegenüber der eigenen Geschichte so ignorant (bei uns natürlich wieder verständlich, dass dem so ist – aber wir sind nicht der Maßstab für andere).
  • Es ist alles nicht so einfach zu durchschauen und äußerst kompliziert. Und von daher: Zungen weg vom Kriegsgeschrei. (Ich habe übrigens die heute-Show vom 2.5.2014 gesehen – oh, Mann, was für ein politischer Propaganda-Kappes – rhetorisch klug, indem alles veräppelt wurde, was nicht in das Weltbild dieser Macher passt. Und die Zuschauer klatschen, klatschen, klatschen – Andersdenkende lächerlich machen – das ist das Erfolgsrezept dieser Macher.)

(Nachtrag: 20:25 Uhr: http://www.berliner-zeitung.de/kultur/historiker-karl-schloegel-es-handelt-sich-nicht-um–russen–,10809150,27001136.html Und von Putins Amoklauf ist die Rede wie auch davon, dass er DschingisKhan im Internet sei: http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article127510809/Putin-ist-Dschingis-Khan-mit-Internet.html – Mal sehen, was er noch alles wird. Jeder versucht den anderen zu übertrumpfen.)

*

Van Rompuy ist immer so bewundernswert ehrlich – aber keiner scheint das, was er sagt, ernst zu nehmen – oder ist die Ehrlichkeit vielen peinlich, so dass sie seine Worte schnell verschwinden lassen?: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/kurt-nimmo/eu-ratspraesident-van-rompuy-demokratisch-nicht-legitimierte-eu-will-europa-bis-an-die-grenzen-zu-r.html

Impressum auf www.wolfgangfenske.de

KategorienAllgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert